Universität Wien

210119 SE M3: Political Theories and Research on Theory (2024S)

Critical theory and coloniality: from Adorno to Echeverría

9.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Continuous assessment of course work
ON-SITE

Eine Anmeldung über u:space innerhalb der Anmeldephase ist erforderlich! Eine nachträgliche Anmeldung ist NICHT möglich.
Studierende, die der ersten Einheit unentschuldigt fern bleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung.

Achten Sie auf die Einhaltung der Standards guter wissenschaftlicher Praxis und die korrekte Anwendung der Techniken wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens.
Plagiierte und erschlichene Teilleistungen führen zur Nichtbewertung der Lehrveranstaltung (Eintragung eines 'X' im Sammelzeugnis).
Die Lehrveranstaltungsleitung kann Studierende zu einem notenrelevanten Gespräch über erbrachte Teilleistungen einladen.

Registration/Deregistration

Note: The time of your registration within the registration period has no effect on the allocation of places (no first come, first served).

Details

max. 50 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Friday 15.03. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Friday 22.03. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Friday 12.04. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Friday 19.04. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Friday 26.04. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Friday 03.05. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Friday 10.05. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Friday 17.05. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Friday 31.05. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Friday 07.06. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Friday 14.06. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Friday 21.06. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Friday 28.06. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00

Information

Aims, contents and method of the course

Die als Frankfurter Schule bekannt gewordene Denktradition der Kritischen Theorie setzt sich mit der kapitalistischen Moderne, ihren Subjektivierungsmechanismen und den Ideologien, die diese tragen, auseinander. Allerdings geriet die Kritische Theorie in den letzten Jahrzehnten in den Verdacht, diejenigen Katastrophen, die vom europäischen Kolonialismus verursacht wurden, eurozentrisch ausgeblendet zu haben – eine Kritik, wie sie vor allem dekoloniale Strömungen innerhalb der politischen Theorie formuliert haben. Eine andere Lesart des Verhältnisses von Kritischer Theorie und Kolonialität suggeriert vielmehr, dass die koloniale Rationalität gerade die konsequenteste Ausprägung der von Adorno und Horkheimer in den Fokus der Kritik gerückten herrischen Subjektivität darstellt. Damit wäre die Kritische Theorie im Kern bereits eine Kritik von Kolonialität.

Im Zentrum des Seminars steht die Verschlingung von Aufklärung und Mythos wie sie in der Dialektik der Aufklärung, einem Schlüsseltext der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule, dargestellt ist. Wir werden der Lektüre dieses und einiger unmittelbar mit ihr in Verbindung stehender Referenztexte eingehende Aufmerksamkeit widmen sowie die Kontinuität, Weiterentwicklung aber auch Revision zentraler Thesen dieses Werks vor allem bei Theodor W. Adorno weiterverfolgen. So lässt sich der Odysseus gewidmete Exkurs 1 aus der Dialektik der Aufklärung als eine Kritik des bürgerlichen Subjekts als ein bereits koloniales verstehen: Odysseus als Repräsentant eines zentralistischen und imperialistischen politischen Projekts steht den vorbürgerlichen Lebnsformen gegenüber (den Figuren der chtonischen Mythen als depotenzierten Gottheiten). Als “Proto-Bourgois” übt er Herrschaft über Arbeitskraft, Natur und nicht zuletzt sein eigenes Selbst aus. Unschwer kann man darin eine Kritik der Kolonialen Subjektivität, die unauflöslich mit der kapitalistischen Moderne verbunden ist, erkennen. Eine solche Subjektivität umfasst nicht nur das herrische Individuum und seine Psychologie, sondern auch Politiken und Techniken der Verwandlung von Raum in Territorium und dessen Verwaltung als nationalem oder kolonialem.

Zur Untersuchung von Kolonialität gehört durchaus auch die (oft rassistisch vermittelte) Ausbeutung von Arbeitskraft innerhalb Europas. Wir werden uns mit Ansätzen innerhalb der Kritischen Theorie auseinanderstzen, die es erlauben, Politiken der Nichthilfe und Invisibilisierung sowie Techniken der Migrationsabwehr mit der Produktion von Illegalität und die Steuerung migrantischer Arbeitskraft zusammenzudenken. Der Diskurs des Humanismus, der diese kolonialen Strukturen legitimiert, soll als ideologisches Komplement dieser Techniken verstanden werden.

Ziel der Lehrveranstaltung ist es, einen Einstieg in Basistexte aus der Kritischen Theorie zu finden und mit Fokus auf die Tatsache der Kolonialität zu diskutieren. Dazu werden wir uns nicht nur Texten widmen, die aus dem direkten Umfeld des Instituts für Sozialforschung stammen, sondern auch kritischer Theorie aus der Peripherie. Mit den Autoren Bolivar Echeverría und Santiago Castro-Gomez liegt hier das Blickfeld nicht auf Texten, die lediglich in die anglo-europäische Diskussion intervenieren (oder diese sogar als unbrauchbar abtun), sondern am Diskurs der lateinamerikanischen Philosophie anknüpfen. Diese Denktraditionen leisten Widerstand gegen den Imperativ, sich dem herrschenden Diskurs unterzuordnen, ohne sich jedoch einem Dialog mit und einer kritischen Rezeption der europäischen Debatten zu verweigern. Vor allem aber positionieren sie sich kritisch in Hinblick auf einen letztendlich identitären Diskurs, der Lateinamerika als eine kulturell homogene Einheit konstruiert und in diesem eine Art antagonistisches Potential gegen den hegemonialen anglo-amerikanischen – oder gar gegenüber jenen Denker:innen, die Kapitalimus und Moderne gleichsetzen und sich zu einer anti-moderner Argumentation hinreissen lassen.

Assessment and permitted materials

Neben der Anwesenheitspflicht und der mündlichen Mitarbeit sollen die Studierenden ihre Auseinandersetzung mit den Texten durch regelmäßige Lektürereflexionen teilen. Diese dienen der Diskussion im Seminar als Basis und Stütze. Am Ende des Seminars verfassen die Studierenden eine schriftliche Seminararbeit zu einem mit dem Kurs in Verbindung stehenden Thema ihrer Wahl.

Minimum requirements and assessment criteria

Anwesenheit und mündliche Mitarbeit 25 %

Regelmäßige Lektürereflexionen 25%

Schriftliche Seminararbeit 50%

Für eine positive Beurteilung der LV sind 60% erforderlich.
Notenschlüssel:
1 (sehr gut) 100-95 %
2 (gut) 94-81 %
3 (befriedigend) 80-71 %
4 (genügend) 70-60 %
5 (nicht genügend) 59-0 %

Examination topics

Die im Seminar behandelte Pflichtlektüre wird ergänzt durch vertiefende und weiterführende Texte. Für die Seminararbeit wird auch selbständige Recherche erwartet.

Reading list

Adorno, Theodor W.; Horkheimer, Max: Dialektik der Aufklärung - Philosophische Fragmente. Fischer, Berlin 1988

Adorno, Theodor W.: Minima Moralia - Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2023

Benjamin, Walter: Über den Begriff der Geschichte, Werke und Nachlaß. Kritische Gesamtausgabe, Band 19, Herausgegeben von Gérard Raulet. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2021

Castro-Gómez, Santiago: Critique of Latin American reason; übersetzt von Andrew Ascherl. Columbia University Press, Columbia 2021

Därmann, Iris: Sadismus mit und ohne Sade. Matthes & Seitz, Berlin 2023

Echeverría, Bolívar: Für eine alternative Moderne – Studien zu Krise, Kultur und Mestizaje. Hrsg. David Graaff, Javier Sigüenza und Lukas Böckmann. Argument / InkriT, Berlin 2021

Kohpeiß, Henrike: Bürgerliche Kälte – Affekt und koloniale Subjektivität. Campus, Frankfurt a. M./New York 2023.

Okiji, Fumi: Jazz as Critique – Adorno and Black Expression Revisited. Stanford University Press 2018

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Last modified: Mo 04.03.2024 14:06