240098 UE Guided Reading (2024S)

Donna Haraways Gefährt*innen – ein Leben im Chtulucene

Die feministische Theoretikerin Donna Haraway hat das Chthulucene ausgerufen, ein Zeitalter, in dem das Leben aller Arten und Lebewesen und ihr Zusammenleben verhandelt wird. Ihr Ansatz, den sie im Laufe von Jahrzehnten entwickelt hat, beginnend mit dem Cyborg Manifesto, verfolgt eine Ethik und Politik der Verwobenheit von Technologien, Geschlecht und Ökologie (vgl. Hoppe 2019) basierend auf der Ablehnung jedweder Formen von Identitätslogik und der Entlarvung von Dualismen, die das westliche Denken kennzeichnen. Dabei fokussiert sie auf die Bedeutung der Kultivierung multipler Konzepte der Koexistenz oder alternativer artenübergreifender Formen der Verwandtschaft, die menschliche und nicht-menschliche Gefährt*innen miteinander verbinden. Durch die Erforschung verschiedener Formen des artübergreifenden Zusammenseins und der Verwandtschaft − wie Cyborgs als Varianten der Hybridisierung von Mensch und Maschine oder der Relationen von Mensch und Tier bzw. Pflanzen − versuchen diese Ansätze Existenz als posthumane Koexistenz zu theoretisieren.

Entlang einer Anleitung zum Close Reading von theoretischen Texten in Form eines differenzierten Fragenkatalogs werden wir im Seminar Auszüge aus verschiedenen Texten lesen. Dabei liegt der Fokus auf den maßgebendsten Begrifflichkeiten, thesenhaften Formulierungen, theoretischen Bezugnahmen und wissenschaftstheoretischen Grundannahmen mit dem Ziel der Schärfung des eigenen begrifflichen Denkens, des Urteilsvermögens, des wissenschaftlichen Arbeitsstiles und Argumentierens.