Universität Wien

230180 SE Migrantenjugend in französischen Vorstädten (2016W)

Von der Bürgerrechtsbewegung der 80er Jahre zum transnationalen islamistischen Terrorismus

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Montag 05.12. 09:45 - 13:00 Seminarraum 13 Oskar-Morgenstern-Platz 1 2.Stock
Dienstag 06.12. 09:45 - 13:00 Seminarraum 13 Oskar-Morgenstern-Platz 1 2.Stock
Freitag 09.12. 09:45 - 13:00 Seminarraum 13 Oskar-Morgenstern-Platz 1 2.Stock
Samstag 10.12. 09:45 - 13:00 Seminarraum 13 Oskar-Morgenstern-Platz 1 2.Stock
Montag 12.12. 09:45 - 13:00 Seminarraum 6 Oskar-Morgenstern-Platz 1 1.Stock
Dienstag 13.12. 09:45 - 13:00 Seminarraum 7 Oskar-Morgenstern-Platz 1 2.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Blockseminar (5. - 13. Dezember)

Das Ziel dieses Seminars ist, die Grundzüge der Integrationsprozesse von Einwanderern in Frankreich (soziale Integration, Akkulturation, politische Partizipation) im Kontext sozialer Ausgrenzung und städtischer Segregation zu untersuchen. Dabei sollen vom französischen Fall ausgehend auch Vergleiche zu anderen europäischen Einwanderungsgesellschaften wie vor allem Deutschland und Österreich gezogen werden.
Nach einem kurzen Überblick über die Einwanderung der travailleurs immigrés (Gastarbeiter) nach Frankreich in den fünfziger und sechziger Jahren und deren Eingliederung in das Arbeitermilieu der industriegesellschaftlich geprägten "roten Vorstädte", liegt der Schwerpunkt des Seminars auf der aus der Familienzusammenführung hervorgegangenen Migrantenjugend der zweiten und dritten Generation. Diese ist heute in Frankreich mehrheitlich in die Mittelschicht aufgestiegen, eine starke Minderheit bleibt jedoch - bei gleichzeitiger Assimilierung - sozial benachteiligt und besonders diskriminiert in den Banlieues zurück (segmentierte Assimilation).
In einem ersten Schritt werden im Kontext dieser sozialen und räumlichen Ausgrenzungsprozesse die von dieser Jugend getragene Bürgerrechtsbewegung der achtziger Jahre und der sogenannte neo-kommunitäre Islam der neunziger Jahre sowie die gewalttätigen Jugendunruhen von 2005 analysiert.
Im einem zweiten Schritt sollen dann auf dem Hintergrund der Globalisierung die Erfahrungen dieser jeunes de banlieue zwischen ihrem Stadtviertel und transnationaler Mobilität und Zugehörigkeit untersucht werden. Dabei steht der transnationale islamistische Terrorismus im Mittelpunkt, der bei einer extrem kleinen Minderheit zu einem radikalen Bruch mit ihrer bisherigen nationalen politischen Identifikation führt.
So erfährt zwar auf der einen Seite die Mehrheit dieser Einwanderjugend einen sozialen Aufstieg und residentielle Mobilität, fühlt sich zu Frankreich zugehörig und wandert langsam in die nationalen Eliten. Auf der anderen Seite ist das französische Integrationsmodlell aber dort gescheitert, wo trotz formalem Zugang zur Politik sich Frustration, Rückzug von den Instanzen repräsentativer Demokratie und ein plötzlicher Umschlag in spontane Gewalt formieren bzw. inzwischen die erwähnte Minderheit in den Dschihadimus zieht.
Im Vergleich zu anderen westeuropäischen Gesellschaften soll somit z.B. herausgearbeitet werden, warum es bei gleichen strukturellen Rahmenbedingungen von ökonomisch-sozialer und räumlicher Ausgrenzung, von rassistischer Diskriminierung und von politischer Entfremdung vor allem in Frankreich immer wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen kam bzw. der transnationale islamistische Terrorismus besonders stark ausgeprägt ist (postkoloniales Erbe, etc.). Umgekehrt lassen sich aber auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Elitenbildung und Elitenintegration von Einwanderern in den westeuropäischen Gesellschaften finden. Solche Vergleiche sollen den Kontrast zum französischen Fall illustrieren, der den Kern des Seminars bildet. Komparatiste Aspekte können daher in die Referate, Rezensionen und Hausarbeiten eingebaut werden.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Pflichtlektüre, Kurzreferate oder Rezensionen, Seminardiskussionen, Hausarbeit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Hausarbeit (60%), kurzes (Gruppen-)Referat inkl. Handout oder Rezensionen einschlägiger Publikationen zum Thema (25%), Anwesenheit und aktive Teilnahme (15%); der detaillierte Seminarplan wird Mitte Oktober auf der Lernplattform Moodle bereitgestellt, so dass die Themen für Referate und Rezensionen vor diesem Blockseminar vergeben und vorbereitet werden können. Es wird erwartet, dass sich jeder Teilnehmer diesbezüglich rechtzeitig mit dem Seminarleiter in Verbindung setzt (dietmar.loch@univ-lille1.fr)

Für eine positive Beurteilung wird erwartet, dass sich die Studierenden empirisch und theoretisch zu migrations- und stadtsoziologisch relevanten Aspekten ein grundlegendes Wissen erarbeitet haben, dies am französischen Fall illustrieren können, aber auch in der Lage sind, es in gesellschaftliche Kontexte einzubetten (soziale Ungleichheit und Kohäsion, Mobilität und Diskriminierung, politische Partizipation und Entfremdung, etc.) und komparatistisch für andere europäische Gesellschaften anzuwenden und auszubauen.

Prüfungsstoff

Literatur

Loch, D. (2017), Citizenship in French Poor Neighbourhoods. From Civil Rights Movement to Transnational Islamist Terrorism, In J. Mackert and B.S. Turner (eds.), The Transformation of Citizenship, Vol.1, Political Economy, London/New York: Routledge (forthcoming).

Dieser Artikel sowie eine ausführliche Bibliographie werden Mitte Oktober auf der Lernplattform Moodle bereitgestellt.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:39