Universität Wien

230077 WS Gesellschaftsdiagnosen: Goffmans "totale Institution" (2017S)

Konzeptioneller Rahmen, zeithistorische Ausprägungen und aktuelle Erscheinungsformen

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 40 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Donnerstag 02.03. 18:15 - 19:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 09.03. 18:15 - 19:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 16.03. 18:30 - 20:30 Hörsaal 41 Gerda-Lerner Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 8
Donnerstag 23.03. 18:15 - 19:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 30.03. 18:15 - 19:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 06.04. 18:15 - 19:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 27.04. 18:15 - 19:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 04.05. 18:15 - 19:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 11.05. 18:15 - 19:45 Seminarraum H10, Rathausstraße 19, Stiege 2, Hochparterre
Donnerstag 18.05. 18:15 - 19:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 01.06. 18:15 - 19:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 08.06. 18:00 - 20:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 22.06. 18:00 - 20:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das Konzept der totalen Institution, das Goffman im 1961 erstmals veröffentlichten Buch „Asylums. Essays on the social situation of mental patients and other inmates" auf Basis empirischer Eindrücke aus einer psychiatrischen Klinik skizzierte, bezeichnet die umfassende bürokratische Organisation einer größeren Anzahl von Menschen, in deren Folge die Schranken, die in der modernen, westlichen Gesellschaft die Lebensbereiche Schlafen, Freizeit und Arbeit trennen, aufgehoben sind. Daraus erwachse, so die mit dem Konzept der totalen Institution in der Regel verbundene Hypothese, eine Gefährdung des Individuums. Entsprechend findet der Begriff außerhalb der soziologischen Diskurse umfangreiche Verwendung in der Institutionenkritik. Dabei fällt auf, dass sehr Verschiedenes als totale Institution markiert wird, was einerseits auf Ungenauigkeiten in Goffmans Konzept, andererseits auf einseitige Anwendung desselben zurückgeführt werden kann.

Die von Goffman beschriebenen Praktiken haben im Laufe des letzten halben Jahrhunderts sukzessive an gesellschaftlicher Legitimität verloren, dennoch sind sie – überwiegend in abgeschwächten Ausformungen – nach wie vor ein zentraler Bestandteil der Gegenwartsgesellschaft: Der Straf- und Maßnahmenvollzug weisen relativ umfassend die von Goffman skizzierten Merkmale auf, aber auch Altenheime, stationäre Unterbringungsformen für Menschen mit Behinderungen, Internate, Krankenanstalten bzw. psychiatrische Einrichtungen, Flüchtlingsheime u.ä. sind in mehr oder weniger großem Umfang von solchen Strukturmerkmalen geprägt. Das Dilemma der ungewissen gesellschaftlichen Legitimität wird u.a. durch die Institutionalisierung von Kontrollorganen bearbeitet, welche die Einhaltung menschenrechtlicher Standards bzw. von Freiheitsrechten prüfen (z.B. OPCAT-Kommissionen, Patientenanwaltschaft und Bewohnervertretung in Österreich). Daneben existieren auch noch historische Ausformungen wie Klöster und Kasernen oder lassen sich – am anderen Ende einer historischen Entwicklungslinie – organisierte Formen des Massentourismus (Ressort- bzw. Cluburlaub, Kreuzfahrtschiffe etc.) auf Merkmale totaler Institutionen hin befragen.

In der Lehrveranstaltung werden ausgehend von Goffmans Studie zeithistorische und insbesondere aktuelle Erscheinungsformen totaler Institutionen anhand theoretischer und empirischer Studien analysiert. Im Zentrum steht die Frage nach dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, zur Analyse der unterschiedlichen empirischen Ausformungen werden u.a. Theorien sozialer In- und Exklusion herangezogen. Es sind unterschiedliche Formen sozialer Kontrolle (so sind z.B. auch Menschenrechtskommissionen der Volksanwaltschaft Kontrollorgane) und Phänomene von Macht und Gewalt zu diskutieren. Zentral für die gemeinsame Auseinandersetzung in der Lehrveranstaltung ist die permanente Verschränkung von theoretischer und empirischer Reflexion des Themas. Empirische Eindrücke sollen durch einschlägige Studien, relevante Dokumente (z.B. Berichte der Menschenrechtskommissionen) und ggf. Gespräche/Diskussionen mit PraxisvertreterInnen in die Lehrveranstaltung einfließen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Vorbereitung der Basistexte, Anwesenheit und aktive Teilnahme an der Lehrveranstaltung (inkl. Diskussion zu Basistexten, Beteiligung an Gruppenarbeiten in der LV etc.), kleine empirische Recherche zu einer Erscheinungsform totaler Institutionen inkl. Kurzinput zu Rechercheergebnissen in LV, kurze schriftliche Reflexionsarbeit hierzu.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Aktive Mitarbeit, Beteiligung an Diskussionen/Gruppenarbeiten in der LV (30%)
Vorbereiten der Basisliteratur (30%)
Empirische Recherche inkl. Kurzinput in LV und kurze schriftliche Reflexionsarbeit hierzu (s.o. - 40%)
(Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung: Anwesenheitsnotwendigkeit in den Einheiten im Ausmaß von mind. 80% der Gesamtzeit)

Prüfungsstoff

Literatur

Goffman, Erving, 1973: Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen. Frankfurt/Main: Suhrkamp.
Die weitere Literatur wird in der ersten Einheit bekannt gegeben.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

in 505: BA T2 Workshop Gesellschaftsdiagnosen

Letzte Änderung: Mi 03.11.2021 00:22