Universität Wien

230065 VO+SE Devianz und Soziale Kontrolle (2017S)

5.00 ECTS (2.50 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 40 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Freitag 03.03. 08:30 - 10:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Freitag 10.03. 08:30 - 10:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Freitag 17.03. 08:30 - 10:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Freitag 24.03. 08:30 - 10:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Freitag 31.03. 08:30 - 10:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Freitag 07.04. 08:30 - 10:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Freitag 28.04. 08:30 - 10:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Freitag 05.05. 08:30 - 10:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Freitag 12.05. 08:30 - 10:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Freitag 19.05. 08:30 - 10:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Freitag 02.06. 08:30 - 10:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Freitag 09.06. 08:30 - 10:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Freitag 23.06. 08:30 - 10:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Freitag 30.06. 08:30 - 10:30 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In der VOSE werden zwei Lehrziele verfolgt: Zum einen wird ein Überblick über die wichtigsten Paradigmen dieser speziellen Soziologie gegeben, um den Studierenden eine sozialwissenschaftliche Orientierung zu eröffnen. In einer allgemeinen Einführung soll zunächst der spezifisch soziologische Gehalt der Konzepte Abweichung und soziale Kontrolle im Zusammenhang mit bestimmten Teilphänomenen erörtert werden: Krankheit, Wahnsinn, Kriminalität, Recht, Strafe. Dabei wird auch ein kurzer Exkurs in die Rechtssoziologie und -ethnologie geboten. Der weitere Verlauf der Lehrveranstaltung orientiert sich dann an den großen kriminologischen Theoriegebäuden zur Ätiologie (Ursachenforschung) von Kriminalität und Devianz. Dabei orientieren wir uns an drei paradigmatischen Ansätzen:

Positivismus: Der prä-determinierte Täter

Neben diversen Überlegungen zum biologischen und psychologischen Positivismus befassen wir uns insbesondere mit den sozialen Ursachen für Kriminalität und den (sub-)kulturellen Bedingungen für abweichendes Verhalten. Gerade die um den Begriff der 'Anomie' kreisende Entwicklung der funktionalistischen Schule (Durkheim, Mead, Merton, Young, Messner/Rosenfeld) zeigt auf, wie sehr diese spezielle Soziologie immer auch in Wechselwirkung mit allgemeinen Theoriedebatten stand und bis heute steht. Konzepte der (Sub-)Kultur (A. Cohen, Cloward & Ohlin, D. Matza) konzentrieren sich im Gegensatz zum Funktionalismus stärker auf eine Mikroebene der Handelnden, nehmen aber auch sozialräumliche Dimensionen in den Blick (Chicago School).

Labelling Theorie: Kriminalität ist Sache der Definition

Ansätze des interpretativen Paradigmas bzw. der Labelling-Theorie (Becker, Lemert, Sack) betrachten ebenfalls die Interaktionen abweichender und kontrollierender Individuen, gehen aber in ihren radikalisierten marxistischen, konflikttheoretischen und feministischen Spielarten wieder stärker in Richtung einer makrostrukturellen Betrachtungsweise der Gesellschaft. Kriminalität ist folglich historisch und geografisch variabel. Devianz wird als Folge von Kriminalisierungsprozessen von bestimmten sozialen Verhaltensweisen durch Instanzen der sozialen Kontrolle (Polizei, Gericht, Psychiatrie, etc.) definiert: Sind Täter gleichsam selbst Opfer eines mächtigen Kontrollregimes?

Kontrollregimes in der Sicherheitsgesellschaft

Ein besonderer Schwerpunkt der Veranstaltung liegt schließlich auf dem gegenwärtigen Präventionsparadigma, in dem - vermittelt über Konzepte wie'Risiko' und 'Sicherheit' - tiefgreifende Transformationen der spät- bzw. postmodernen Gesellschaften in Richtung einer 'Kultur der Kontrolle' (Garland) zum Ausdruck kommen. Die Ablöse des 'wohlfahrtsstaatlichen Strafens' durch Kontrolltechniken im Risikomanagement wird anhand von Tendenzen zur Privatisierung von Kontrolle (private Sicherheitsdienste) einerseits und anhand einer 'Morphologie der präventiven Sicherheit' (Vorratsdatenspeicherung, Videoüberwachung, Zugangskontrollen, Sicherheitstechnologie) andererseits zu diskutieren sein.

Neben den verschiedenen 'Denkschulen' geht es im interaktiven Teil der Lehrveranstaltung zum anderen um wesentliche Bereiche abweichenden Verhaltens und sozialer Kontrolle: Formen der Überwachung des öffentlichen und privaten Raums, elektronische Fußfessel, die Medikalisierung sozialer Abweichung, Mediation, Täter-Opfer-Ausgleich, architektonische und städtebauliche Konzepte zur Kriminalprävention.

Methode: Kombination von Vorlesungen (5 Einheiten) und Seminar (übrige LV-Einheiten)

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Der Vorlesungsteil wird mit einer Klausur über den theoretischen Teil zum Devianz- und Kontrolldiskurs abgeschlossen
Zu den übrigen Terminen werden Texte vorbereitet, zu denen jeweils ein MEMO zu verfassen ist (1-2 Seiten). Gruppendiskussionen und Kurzpräsentationen.
Nach dem Studium der theoretischen Grundlagen und nach der kritischen Diskussion im Seminar, sollte es nicht schwer fallen, eine Seminararbeit zu verfassen.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mindestanforderung für die positive Beurteilung ist
(1) Klausur (Vorlesungsteil)
(2) Regelmäßige Abgabe von Memos
(3) Seminararbeit
(4) Es besteht Anwesenheitspflicht

Jede Teilleistung wird eigenständig bewertet. Die Seminararbeit fließt zu 50% in die Beurteilung der Lehrveranstaltung ein, die Klausur zu 25 % und die Memos zu 25 %.
Es muss jede Teilleistung erbracht werden, um insgesamt positiv beurteilt zu werden.

Prüfungsstoff

Nach erfolgreichem Abschluss der Lehrveranstaltung sollen Studierende
- gesellschaftliche Normen als Grundlage für Devianz und Kontrolle erkennen können
- die wichtigsten kriminologischen Erklärungsansätze für Devianz und Kriminalität kennen
- aktuelle gesellschaftspolitische Fragen zu Kontrolltechniken anhand von soziologischen Theorien beurteilen können.

In der Seminararbeit ist auf die Inhalte des Vorlesungsteils deutlich Bezug zu nehmen.

Literatur

Dollinger B. und Raithel J. (2006): Einführung in die Theorien abweichenden Verhaltens. Beltz Verlag. Weinheim und Basel.
Lamnek S. (2007): Theorien abweichenden Verhaltens 1 'Klassische' Ansätze. Wilhelm Fink Verlag. UTB. 8. Auflage. Paderborn.
Lamnek S. (2013): Theorien abweichenden Verhaltens 2 'Moderne' Ansätze. Wilhelm Fink Verlag. UTB. 3. Auflage. Paderborn.
Kunz K.-L. und Singelnstein T. (2016): Kriminologie. 7. Aufl., Haupt Verlag, Bern, Stuttgart Wien.
Pohlmann F. und Eßbach W. (Hrsg.)(2006): Heinrich Popitz: Soziale Normen. Suhrkamp. Frankfurt/Main.
Garland David (2008): Kultur der Kontrolle: Verbrechensbekämpfung und soziale Ordnung in der Gegenwart. Campus Verlag. Frankfurt/Main. Vorwort, Einleitung und Kap. 1; S. 19-80.
Singelnstein T. und Stolle P. (2008): Die Sicherheitsgesellschaft. 2. Aufl. VS Verlag. Wiesbaden.

Weitere Literatur wird am Beginn der LV bekannt gegeben.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

in 505: BA A2 VOSE Spezielle Soziologie

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:39