Universität Wien

190104 SE M7.1 Bildung, Biographie und Lebensalter (2017S)

Bildung - Institution - Biographie. Zur Konstruktion von Subjekten.

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Freitag 17.03. 14:00 - 18:00 Seminarraum 5 Sensengasse 3a 1.OG
Freitag 07.04. 09:00 - 13:00 Seminarraum 5 Sensengasse 3a 1.OG
Freitag 07.04. 14:00 - 18:00 Seminarraum 5 Sensengasse 3a 1.OG
Freitag 12.05. 09:00 - 13:00 Seminarraum 5 Sensengasse 3a 1.OG
Freitag 12.05. 14:00 - 18:00 Seminarraum 5 Sensengasse 3a 1.OG
Freitag 09.06. 09:00 - 13:00 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
Freitag 09.06. 14:00 - 18:00 Seminarraum 6 Sensengasse 3a 2.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Bildung der Heranwachsenden vollzieht sich in zunehmendem Maße innerhalb eigens für diesen Zweck geschaffenen Institutionen. Ihr Besuch ist in mehrfacher Hinsicht von großer biographischer Bedeutung: Er beeinflusst die Entwicklung der Persönlichkeit (nicht nur im kognitiven Bereich), er bestimmt über deren künftigen Lebensweg, ihre Stellung in Beruf und Gesellschaft, er nimmt aber auch Einfluss auf die Art, in der die Einzelnen ihren persönlichen Werdegang interpretieren und ihre Lebensperspektive entwickeln ? anders gesagt: die Art, in der sie ihre Biographie ‚konstruieren‘.

Dieser Einfluss der Bildungsinstitutionen auf die Biographie wird im Seminar anhand autobiographischen Materials untersucht, das im Kontext von Bildungsinstitutionen selbst entstanden ist (etwa bei Prüfungen oder Bewerbungen). In der Analyse dieses Materials werden Formen biographischer Selbstdarstellung herausgearbeitet, miteinander verglichen und nach Möglichkeit typisierend zusammengefasst. Dabei werden zum einen systematische Differenzen (vor allem der sozialer Herkunft und des Geschlechts) berücksichtigt, zum anderen werden durch die Heranziehung von Materialien aus verschiedenen Zeitabschnitten des letzten Jahrhunderts historische Veränderungen in den Blick genommen. Schließlich wird das Verständnis für die Beziehung von Bildungsinstitution und Biographie durch Rückgriff auf das zur Zeit in der Erziehungs- wie in anderen Sozialwissenschaften lebhaft diskutierte Konzept der ‚Subjektivierung‘ theoretisch vertieft. Dieses Konzept, das vor allem auf den französischen Sozialphilosophen Michel Foucault zurückgeht, begreift die (biographische) Konstruktion von Subjekten als einen Prozess, in dem ‚Unterwerfung‘ und ‚Ermächtigung‘ untrennbar miteinander verbunden sind.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Zu erbringende Leistungen: regelmäßige Mitarbeit im Seminarplenum (entschuldigtes Fehlen in 2 Sitzungen ist erlaubt); Mitarbeit in einer Kleingruppe oder Übernahme eines Inputs; Lektüre von Fachliteratur und Materialien; Präsentation der Ergebnisse im Seminar und schriftliche Ausarbeitung. Die Benotung orientiert sich an der Qualität von Präsentation, Handout (zusammen 50%) und schriftlicher Ausarbeitung (50%).

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Das Seminar verfolgt so mehrere Ziele: Es will mit Blick auf die spätere berufliche Praxis der Studierenden ihr Verständnis für den institutionellen Einfluss auf Biographien (im genannten mehrfachen Sinne) schärfen; es will ihnen methodische Wege zur Analyse dieses Einflusses in autobiographischen Äußerungen aufzeigen, es will sie mit einem Konzept zur theoretischen Rahmung dieser Analyse vertraut machen und es will schließlich ihre Sensibilität für systematische wie historische Differenzen in der biographischen Selbstthematisierung und -darstellung erhöhen.

Prüfungsstoff

Grundlegende Begriffe und Konzepte werden in gemeinsamer Lektüre ausgewählter Texte erarbeitet. Die TeilnehmerInnen beschäftigen sich darüber hinaus in Arbeitsgruppen (zu dritt oder viert) mit autobiographischem Material, das Ihnen vom Seminarleiter zur Verfügung gestellt wird und das aus unterschiedlichen Zeitabschnitten des letzten Jahrhunderts stammt. Die Ergebnisse dieser Beschäftigung werden (nach einer Besprechung mit dem Seminarleiter) im Seminar präsentiert und diskutiert. In der abschließenden Seminararbeit untersuchen die TeilnehmerInnen aufbauend auf der Arbeit in den Gruppen ein nach selbst gewählten Kriterien zusammengestelltes Sample von autobiographischen Texten, wobei sowohl ein methodisch reflektiertes Vorgehen wie eine explizite Bezugnahme auf das Konzept der ‚Subjektivierung‘ erwartet werden.

Die Veranstaltung wird in Form eines Blockseminars an vier Tagen durchgeführt (ein Termin pro Monat in vierwöchigem Abstand).
Der erste Termin (2 Sitzungen) dient der Vorstellung des Seminarkonzepts, einem ersten Bekanntmachen mit dem Material sowie der Einteilung der Arbeitsgruppen.
Am zweiten Termin (4 Sitzungen) werden zunächst grundlegende Begriffe und Sachverhalte erörtert (Bildungsinstitution, Biographie und deren Zusammenhang, Subjektivierung), dann werden anhand ausgewählter autobiographischer Texte Bezüge zum Material hergestellt und exemplarisch Möglichkeiten seiner methodischen Erschließung vorgestellt.
Der dritte Termin (4 Sitzungen) dient der Präsentation der ersten Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen. Diese wird ergänzt durch eine an sie anknüpfende, spezifische Methoden- und Theoriefragen vertiefende Besprechung.
Der vierte und letzte Termin (5 Sitzungen) ist zunächst wiederum für die Präsentationen der Arbeitsgruppen reserviert. In den beiden letzten Sitzungen werden Ergebnisse, strittige Punkte und offene Fragen in inhaltlicher, methodischer und theoretischer Hinsicht zusammengefasst und mögliche Konsequenzen für die pädagogische Praxis diskutiert.
In der Gestaltung des Seminars und in der Abfolge der Sitzungen wird so auf eine enge Verknüpfung von theoretisch-konzeptueller und (historisch-)empirischer Arbeit geachtet.

Literatur


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

M7.1

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:37