Universität Wien

190068 PS BM 1 Bildungswissenschaftliches Arbeiten in Theorie und Praxis (2017S)

Der klassische Bildungsbegriff: Idealistisch, veraltet, anschlussfähig?

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Die SPL empfiehlt als Grundlage für den Besuch von weiteren Proseminaren den erfolgreichen Abschluss des Bm1-Proseminars.
Die in Bm1 erworbenen Kompetenzen werden in den nachfolgenden Proseminaren vorausgesetzt.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Die Teilnahme an der 1. LV-Einheit ist verpflichtend!

Donnerstag 02.03. 16:45 - 20:00 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
Donnerstag 16.03. 16:45 - 20:00 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
Donnerstag 30.03. 16:45 - 20:00 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
Donnerstag 11.05. 16:45 - 20:00 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
Donnerstag 01.06. 16:45 - 20:00 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
Donnerstag 08.06. 16:45 - 20:00 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
Donnerstag 22.06. 16:45 - 20:00 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Seminarziele:
Durch den Besuch dieses Proseminars sollen die TeilnehmerInnen im Rahmen praktischer Anwendung jene Fähigkeiten erwerben, die für das Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit als zentral angesehen werden können. Dies umfasst sowohl den korrekten Umgang mit Quellen als auch das kritisch-reflexive Arbeiten mit (bildungs-)wissenschaftlicher Literatur.

Inhalte:
Bildung ist gegenwärtig ein politisch bedeutsamer Kampfbegriff (Bildung für alle!), ist romantisiert (die Idee der klassisch Gebildeten), kann auch negativ behaftet sein (das verschriene Bildungsbürgertum) und stellt regelmäßig ein finanzielles "Pulverfass" dar (öffentliche Bildungsausgaben). Bildung wird manchmal gleichgesetzt mit sozialer Positionierung (sog. bildungsnahe und bildungsferne Schichten) und stellt ein allgemeines Menschenrecht dar (Artikel 26). Nun wird dieser schillernde, vieldeutige Begriff allerdings in der deutschsprachigen wissenschaftlichen Pädagogik auf eine sehr spezifische Denkfigur des Neuhumanisten Wilhelm von Humboldt zurückgeführt. Diese fasst Bildung bekanntlich als "Verknüpfung unsres Ichs mit der Welt zu der allgemeinsten, regesten und freien Wechselwirkung" (Humboldt 1792/1969, S. 235f). Diese Figur der Wechselwirkung wurde zu einer zentralen Kategorie klassischen Bildungsdenkens.
Dieses Proseminar widmet sich der Frage, was es mit sich bringt, den Begriff der Bildung in dieser klassischen Form zu denken. Daraus folgen einige zentrale Teilfragen:
• Ist die Sichtweise einer „höchsten“ und „proportionirlichsten“ Bildung der menschlichen Kräfte zu einem Ganzen (Humboldt) nicht längst überholt?
• Bezeichnet dieser Bildungsbegriff nicht eine elitäre bürgerliche Idee des 18. Jhdts, die voraussetzt, dass man sich Bildung in erster Linie leisten können muss?
• Ist der Begriff dadurch unkritisch und daher abzulehnen?
• Oder: Lässt sich damit ein Blick auf den Menschen finden, der auch heute noch für pädagogisches Denken und Handeln erhellend sein kann?
• Welche wissenschaftlichen Anschlussmöglichkeiten lassen sich denken und wo ist ein solches Bildungsverständnis für gegenwärtige soziale, kulturelle, politische Verhältnisse zu kurz gegriffen?
• Und nicht zuletzt: Was bedeutet ein solches Bildungsdenken für professionelles pädagogisches Handeln in Wissenschaft, Lehre und diversen pädagogischen Handlungsfeldern?

Methoden:
- Inhaltliche Kurzvorträge des Lehrveranstaltungsleiters
- Eigenständige Erarbeitung der Pflichtlektüre
- Gruppen- und Plenumsdiskussionen der Pflichtlektüre
- Arbeiten in Kleingruppen zur Themenfindung für die PS-Arbeiten
- Arbeit in Tandems
- Begleitete Peer-Reviews von Forschungsfragen und Exposéentwürfen

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Voraussetzungen für positiven Abschluss:
- Anwesenheit in der LV-Einheit
- Bearbeitung der Pflichtlektüre in der Form von Lektürekarten zu den jeweiligen Texten
- Entwicklung eines Forschungsinteresses
- Literaturrecherche
- Entwicklung einer Forschungsfrage und Peer-Review einer anderen Forschungsfrage
- Erstellen eines Exposés der Proseminararbeit
- Erstellen einer Proseminararbeit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Alle Studierenden müssen eine Bibliotheksführung absolvieren (Dauer: 45 Minuten) und eine Rechercheschulung (Dauer 90 Minuten).

Link für die Führungen:

http://bibliothek.univie.ac.at/fb-bsvl/fuhrungen_fur_studierende_2.html

Link für die Schulungen:

http://bibliothek.univie.ac.at/fb-bsvl/schulungen_fur_studierend.html

(Mit der ersten Einheit gehen die Termine online.)

Prüfungsstoff

Literatur

Bilstein, Johannes (2015): Sich selber machen: Bildung. In: Wolf-Andreas Liebert und Kristin Westphal (Hg.): Performances der Selbstermächtigung. Oberhausen: ATHENA, S. 33–54.

Humboldt, Wilhelm von (1792/1960): Theorie der Bildung des Menschen. Bruchstück. In: Wilhelm von Humboldt, Andreas Flitner und Klaus Giel (Hg.): Schriften zur Anthropologie und Geschichte, Bd. 1. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft (Werke, in fünf Bänden / Wilhelm von Humboldt. Hrsg. von Andreas Flitner und Klaus Giel ; 1), S. 234–240.

Koller, Hans-Christoph (2009): Der klassische Bildungsbegriff und seine Bedeutung für die Bildungsforschung. In: Lothar Wigger (Hg.): Wie ist Bildung möglich? Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 34–51.

Koller, Hans-Christoph (2014): Bildung unter den Bedingungen kultureller Pluralität. Zur Darstellung von Bildungsprozessen in Wolfgang Herrndorfs Roman "Tschick". In: Florian von Rosenberg und Alexander Geimer (Hg.): Bildung unter Bedingungen kultureller Pluralität. Wiesbaden: Springer VS, S. 41–57.

Messerschmidt (2014): Weder fremd noch integriert – kulturalisierungskritische Bildungim Kontext von Migration und Globalisierung. In: Florian von Rosenberg und Alexander Geimer (Hg.): Bildung unter Bedingungen kultureller Pluralität. Wiesbaden: Springer VS, S. 109–124.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BM 1

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:37