Universität Wien

180178 VO-L Philosophie der Wissenschaft und die Frage der Forschung in der Psychoanalyse (2016W)

Teil 1: Erste Forschungsversuche

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie

Die wöchentliche Sprechstunde von Univ.-Prof. Dr. Patrizia Giampieri-Deutsch im WS 2016/17 findet jeden Montag ab 10. Oktober 2016 nach Voranmeldung und Vereinbarung im Institut für Philosophie, NIG, 2. Stock, Zimmer C0215 statt.

Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Montag 10.10. 18:30 - 20:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Montag 17.10. 18:30 - 20:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Montag 24.10. 18:30 - 20:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Montag 31.10. 18:30 - 20:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Montag 07.11. 18:30 - 20:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Montag 14.11. 18:30 - 20:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Montag 21.11. 18:30 - 20:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Montag 28.11. 18:30 - 20:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Montag 05.12. 18:30 - 20:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Montag 12.12. 18:30 - 20:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Montag 09.01. 18:30 - 20:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Montag 16.01. 18:30 - 20:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Montag 23.01. 18:30 - 20:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ziele:
Die VO-L zielt darauf ab, die Studierenden der Philosophie in die Geschichte und in die gegenwärtige Auseinandersetzung der Wissenschaftsphilosophie mit den Behandlungs- und Forschungsmethodologien der Psychoanalyse und der psychodynamischen Psychotherapie einzuführen. Die Studierenden können das für ihre zukünftige interdisziplinäre Forschung fruchtbar einsetzen.

Inhalte:
Die zweiteilige VO-L wird die Studierenden in das kritische Verhältnis zwischen Wissenschaftsphilosophie und Forschung in der Psychoanalyse und im psychodynamischen Bereich einführen. Obwohl die frühe Rezeption der PhilosophInnen rund um den Wiener Kreis und dessen Umfeld die Psychoanalyse aufmerksam rezipierte, war die Annäherung an die Psychoanalyse seitens Wissenschaftsphilosophen wie Karl Popper und Ernest Nagel von Unverständnis geprägt, sodass sie ihr in ihren Stellungnahmen gänzlich den Status einer Wissenschaft absprachen. Die kritischen Einwände des Wissenschaftsphilosophen Adolf Grünbaum und seiner Nachfolge - wie z. B. Edward Erwin und Malcom Macmillian - gegen die Methode der klinischen Fallstudie in der Psychoanalyse und der psychodynamischen Psychotherapie wurden von der Psychoanalyse und von der psychodynamischen Psychotherapie gründlich rezipiert. Auf der Ebene der Psychoanalyse als Psychotherapie konnte Grünbaum die Unumgänglichkeit eines Weges über die extraklinische Forschung verständlich machen, um die Wirksamkeit der Psychoanalyse als Behandlungsmethode zu belegen, und trug somit zur Intensivierung der Psychotherapie-Forschung, insbesondere der Ergebnisstudien der psychoanalytischen Behandlung bei. Freuds Verständnis nach bildet die Psychoanalyse jedoch nicht nur eine psychotherapeutische Behandlungsform, sondern sie bietet auf einer zweiten Ebene auch eine allgemeine Theorie des Geistes an. Eine früh entstandene Tradition und eine zunehmende Anzahl interdisziplinärer experimenteller psychoanalytischer Studien wenden sich der Überprüfung der theoretischen Grundannahmen der Psychoanalyse sowie der psychodynamischen Modelle des Geistes zu, welche im Teil 1 der VO-L einführend vorgestellt und im Teil 2 tiefgehend besprochen werden. Des Weiteren bietet die Psychoanalyse auf einer dritten Ebene eine Untersuchungsmethode der bewussten und nicht-bewussten subjektiven und intersubjektiven Erfahrung im Rahmen des psychoanalytischen Prozesses zwischen PsychoanalytikerIn und AnalysandIn an, die von Grünbaum mehr als Schwachstelle möglicher wissenschaftlicher Untersuchungen denn als neues Forschungsfeld eingeschätzt wurde. Denn die subjektiven und intersubjektiven Erfahrungen erschienen Grünbaum und seiner Nachfolge als eine durch Suggestion kontaminierte - also nicht verlässliche - Quelle klinischer Daten, die aus diesem Grund durch extraklinische Daten aus der empirischen Forschung ersetzt werden sollten. Die Teilnahme am Teil 1 der LV im Wintersemester 2016/17 setzt die Teilnahme am Teil 2 der LV im Sommersemester 2017 nicht voraus.

Methode:
E-Learning in Vorbereitung. Die LV wird als VO-L mit anschließender Diskussion angeboten. Die VO-L Einheit entfaltet sich anhand einer multimedialen Präsentation der Materialien (inklusive Filme, Videos, Tonbänder u.a.). Die Studierenden werden ermutigt, sich an der anschließenden Diskussion zu beteiligen. Auch an Gedankenexperimenten und Kasuistik wird gearbeitet, um eine bessere Verarbeitung und ein vertieftes Verständnis der interdisziplinären Materialien zu ermöglichen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Leistungskontrolle:
Schriftliche Prüfung.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mindestanforderungen:
Teilnahme an der VO-L und/oder Arbeit mit Moodle. Modalität der schriftlichen Prüfung: die Beantwortung von Fragen über ausgewählte kleine Texte im Prüfungsverzeichnis und ein Exposé über einen Text eigener Wahl aus den längeren Texten im Prüfungsverzeichnis. Das Prüfungsverzeichnis ist eine Kurzliste aus der Gesamtliteratur der VO-L, die in der VO-L ausgearbeitet, und anschließend in der VO-L und im Moodle bekanntgegeben wird.

Beurteilungsmaßstab:
Die Gesamtleistung der schriftlichen Prüfung wird mit der fünfteiligen Notenskala sehr gut (1), gut (2), befriedigend (3), genügend (4) bzw. nicht genügend (5) beurteilt. In der Sprechstunde können die Studierenden ein Feedback über ihre laufende Leistung erhalten.

Prüfungsstoff

Prüfungsstoff:
Eine Kurzliste aus der Gesamtliteratur der VO-L (Prüfungsverzeichnis), die in der VO-L gemeinschaftlich ausgearbeitet und anschließend in der VO-L und im Moodle bekanntgegeben wird.

Literatur

Literatur:
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Grünbaum, A. (1984). Die Grundlagen der Psychoanalyse. Stuttgart: Reclam 1988.
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Giampieri-Deutsch, P. (2016). Ansätze zur Frage der Voraussage in der Psychoanalyse und in den Psychotherapiewissenschaften vom geschichtsphilosophischen, klinischen und empirischen Standpunkt. In Wissenschaftstheoretische und methodologische Problemlagen empirischer Voraussagen und statistischer Vorhersagen, hg v. R. Bachleitner, M. Weichbold, & M. Pausch. Vienna & New York: Springer, S. 202-220.
Hartmann, H. (1959). Psychoanalysis as a Scientific Theory. In Psychoanalysis, Scientific Method, and Philosophy hg. S. Hook. New York: New York University Press, S. 3-37.
Hook, S., Hg. (1959). Psychoanalysis, Scientific Method, and Philosophy. New York: New York University Press.
Kandel, E. R., Schwartz, J. H. und Jessell, T. M, Hg. (2013). Principles of Neural Science. New York: McGraw-Hill.
Macmillian, M. (1997). Freud Evaluated. The Completed Arc. Cambridge, MA: MIT Press.
Pötzl, O. (1917). Experimentell erregte Traumbilder in ihren Beziehungen zum indirekten Sehen. Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie 37: 278-349.
Rosenzweig, S. (1986). Freud and Experimental Psychology: The Emergence of Idiodynamics. St. Louis: Rana Hous und New York: McGraw-Hill.
Shevrin, H. (1995). Is Psychoanalysis One Science, Two Sciences, Or No Science At All? Journal of the American Psychoanalytic Association 43: 963-986.
Waelder, R. (1962). Psychoanalysis, Scientific Method, and Philosophy. Journal of the American Psychoanalytical Association 10: 617-637.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M15, BA M11, BA M14, MA M1, PP 57.3.3
HPS M4

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36