Universität Wien

180139 PS Panpsychismus in der Gegenwartsphilosophie (2017W)

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Donnerstag 12.10. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Donnerstag 19.10. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Donnerstag 09.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Donnerstag 16.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Donnerstag 23.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Donnerstag 30.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Donnerstag 07.12. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Donnerstag 14.12. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Donnerstag 11.01. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Donnerstag 18.01. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Donnerstag 25.01. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In den vergangenen Jahrzehnten wurde, entgegen dem materialistischen Mainstream, durch immer mehr Philosophen anerkannt, dass das Bewusstsein auf Physisches i.S. von Nichtbewusstem irreduzibel ist. Doch dies wirft das Rätsel auf, wie und warum auf einer bestimmten, hohen Komplexitätsstufe der Materie auf einmal irreduzibel Nichtphysisches entstehen sollte – dies liefe auf eine starke Emergenz hinaus, was, da dies sonst im Physischen nicht stattzuhaben scheint, unplausibel und des Weiteren explanatorisch nichtig ist. Vor dem Hintergrund dieses Problems wurde in jüngster Zeit die panpsychistische Option in erhöhtem Maße diskutiert, d.h. die These, dass das Bewusstsein gar nicht aus dem Nichtbewussten entsteht, sondern einen allgegenwärtigen Grundzug der Natur darstellt. Das Hauptmotiv für diese Position ist das Bestreben, das Physische so zu denken, dass der Hervorgang unseres Bewusstseins aus ihm verständlich wird: Wenn Letzteres ontologisch irreduzibel ist, scheint dies nicht anders möglich zu sein, als dem Physischen selbst eine experientiale Innendimension zuzuschreiben.
Diese auf den ersten Blick weit hergeholte und scheinbar der naturwissenschaftlichen Wirklichkeitssicht widersprechende These gewinnt an Plausibilität, sobald man sich klarmacht, dass die Physik ausschließlich relational-strukturelle Momente des Physischen bestimmt und wesenhaft nichts über das intrinsische Sein dessen, was da in solchen Relationen steht, aussagt. Da uns im Fall unseres eigenen Bewusstseins (und nur in diesem Fall) intrinsisches Sein bekannt ist, ist es nicht so fernliegend – und möglicherweise im Namen der ontologischen Sparsamkeit sogar geboten –, intrinsisches Sein insgesamt als in irgendeiner Weise ihm analog zu denken; zumal, nach dem Obigen, das intrinsische Sein des Physischen eben so zu konzipieren ist, dass sich aus ihm das intrinsische Sein unserer eigenen Subjektivität erklärt.
Allerdings wirft die panpsychistische Sichtweise das sog. Kombinationsproblem auf: die Frage, wie sich Mikrosubjektivitäten, die den physischen Elementarentitäten entsprechen sollen, zu einem geeinten höherstufigen Subjekt wie dem menschlichen zusammenschließen können sollen – die bloße Agglomeration und Interaktion von Subjekten ergibt keineswegs ipso facto ein geeintes Gesamtsubjekt. Somit scheint auch in dieser Perspektive die Entstehung unseres Bewusstseins auf einen Fall starker Emergenz hinauszulaufen, was den explanatorischen Vorteil dieser Position zunichtemachte. Um diesem Problem zu begegnen, wurden neuerdings holistischere Formen des Panpsychismus vorgeschlagen, die statt der dominanten atomistischen Version den Kosmos als Ganzen als umfassende Erlebnis- und Seinsdimension ansetzen (Kosmopsychismus). Das Einzelsubjekt ist dann nicht als Ergebnis einer Zusammensetzung, sondern einer Isolierung zu denken.
Diese Debatte soll im Proseminar anhand der Lektüre und Diskussion ausgewählter neuerer Texte kennengelernt werden.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Texte sollen durch Referate vorgestellt und anschließend diskutiert werden. Sie werden auf einer E-Learning-Plattform zum Download zur Verfügung gestellt. Am Ende des Semesters ist eine Proseminararbeit zum Themenfeld der Lehrveranstaltung zu schreiben.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Beurteilungsmaßstab: regelmäßige und aktive Teilnahme (max. zwei unentschuldigte Fehlsitzungen), Referat, schriftliche Proseminararbeit

Prüfungsstoff

Literatur

Blamauer, Michael (Hg.) (2011): The Mental as Fundamental. New Perspectives on Panpsychism. Frankfurt u.a.: Ontos.
Brüntrup, Godehard/Jaskolla, Ludwig (2017): Panpsychism. Contemporary Perspectives. New York: Oxford University Press.
Chalmers, David J. (1996): The Conscious Mind. In Search of a Fundamental Theory. New York, Oxford: Oxford University Press.
Jaskolla, Ludwig J./Buck, Alexander J. (2012): Does Panexperiential Holism Solve the Combination Problem? In: Journal of Consciousness Studies 19/9–10, 190–199.
Nagel, Thomas (1979): Panpsychism. In: Mortal Questions. Cambridge: Cambridge University Press.
Seager, William (im Ersch.): The Routledge Handbook of Panpsychism. London: Routledge.
Shani, Itay (2015): Cosmopsychism. A Holistic Approach to the Metaphysics of Experience. In: Philosophical Papers 44/3, 389–437.
Sprigge, T. L. S. (1983): The Vindication of Absolute Idealism. Edinburgh: Edinburgh University Press.
Strawson, Galen et al. (2006): Consciousness and Its Place in Nature. Does Physicalism Entail Panpsychism? Charlottesville: Imprint Academic.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36