Universität Wien

180060 VO-L Einführung in die praktische Philosophie (2024S)

für EC

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie

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Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Freitag 15.03. 15:00 - 16:30 Hörsaal 7 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 7
Freitag 22.03. 15:00 - 16:30 Hörsaal 7 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 7
Freitag 12.04. 15:00 - 16:30 Hörsaal 7 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 7
Freitag 19.04. 15:00 - 16:30 Hörsaal 7 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 7
Freitag 26.04. 15:00 - 16:30 Hörsaal 7 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 7
Freitag 10.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal 7 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 7
Freitag 17.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal 7 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 7
Freitag 24.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal 7 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 7
Freitag 31.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal 7 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 7
Freitag 07.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal 7 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 7
Freitag 14.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal 7 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 7
Freitag 21.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal 7 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 7
Freitag 28.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal 7 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 7

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ziel: Diese VO-L bietet eine grundlegende Hinführung zu klassischen Problem- und Fragestellungen im Bereich der praktischen Philosophie. Studierende sollen eingeführt werden in philosophische Argumentation und Methodik am Ort praktischer Philosophie. Eingeübt werden soll auch eine eigenständige Textlektüre.
Inhalt: Ausgehend von Hannah Arendts Theorie des Handelns wird in klassische und rezente Themen praktischer Philosophie eingeführt. Was kennzeichnet Handeln? Eine erste Differenzierung wird die Unterscheidung der normativen Bereiche Recht – Moral – tradierte Sittlichkeit betreffen. Ein nächster Schritt wird darin bestehen, methodische Aspekte am Ort der praktischen Philosophie zu beleuchten. In einem weiteren Schritt werden, unter Rückgriff auf Platon, Aristoteles, Hobbes, Rousseau, Kant und Hegel, zentrale Fragen praktischer Philosophie reflektiert: Theorien von Autonomie, Person-Würde, Vermittlung von Individuum und Gemeinschaft, Identität, Gerechtigkeit, Universalismus, etc. Die Stellung der Menschenrechte zwischen Recht und Moral und ihre Bedeutung heute wird eine der Fragen dieser VO-L sein. Wichtig ist von Anfang an, die Fragestellungen unter intersektionaler Perspektive zu beleuchten und die Kategorie Intersektionalität selber einer kritischen Prüfung zu unterziehen. (Was bedeutet die Reflexion menschlichen Handelns aus der Perspektive praktischer Philosophie unter Berücksichtigung der Kategorien Racification, Gender, Class, Age, Ethnicity, etc.?)
Nicht nur philosophiehistorisch soll der Blick in ausgewählte klassische Positionen der Geschichte der praktischen Philosophie gerichtet werden, sondern aus dem Fragehorizont gegenwärtiger Problemstellungen: to take a fresh look at all these theories. Der Rückbezug auf klassische philosophische Positionen erfolgt unter dem Frageaspekt: Inwiefern bieten diese Konzeptionen in rezenten Debatten um Anerkennung der Autonomie und Gemeinschaftsbedürftigkeit der Menschen, Gemeinschaftsgestaltung, Solidarität, internationale Gerechtigkeit, Kosmopolitismus, Globalisierung, politische Mitbestimmung, Identität und „Fremdsein“, Othering, aber auch bezüglich der Themen, die Naturschutz betreffen, sinnvolles Differenzierungsangebot und in oft recht oberflächlich geführten Diskursen Orientierungsanregungen?
Ethik: Aristoteles und seine Bedeutung in heutigen Debatten (zB. Martha Nussbaum, Amartya Sen); Tugendethik (Aristoteles – Was ist Glück? Was ist Tugend? Was bedeutet Freundschaft?); Freiheitsethik: Immanuel Kants Moraltheorie und ihre Aktualisierung bei Herta Nagl-Docekal und Seyla Benhabib. Utilitarismus (John Stuart Mill als einen der Vertreter*). Auch Moralkritik wir Thema sein.
Rechtsphilosophische Ansätze und Philosophie des Politischen: Hobbes, Rousseau, Kant, Hegel – Rückbezug unter rezenten Fragestellungen zu Themen wie Nationalstaat, Staats-Gewalt, internationale Gerechtigkeit, Krieg und Frieden, Demokratiekonzeptionen. Auch Fragen zu Care als brisantem Thema von Ethik und Politik werden behandelt.
Ökonomische Gerechtigkeit: Hegels Theorie der bürgerlichen Gesellschaft und Anknüpfung von Ina Schildbach daran (Armut als Unrecht. Zur Aktualität von Hegels Perspektive auf Selbstverwirklichung, Armut und Sozialstaat). Welche Prinzipien kann praktische Philosophie entwickeln als Grundlage für eine gerechte und solidarische Ökonomie für Menschen, wobei auch Klima- und Naturschutz beachtet werden müssen. Ebenso Widerstand und Protest als Thema praktischer Philosophie.
Auf dem Boden der praktischen Philosophie stellt sich nicht zuletzt die Frage nach dem Sinn des Handelns. Horkheimer: „… dass es bei dem Unrecht, durch das die Welt gekennzeichnet ist, nicht bleiben soll. Dass das Unrecht nicht das letzte Wort sein möge. Diese Sehnsucht gehört zum wirklich denkenden Menschen.“ (Max Horkheimer, Interview, Die Sehnsucht nach dem ganz Anderen).
Methode: Vorlesung, Close-Reading ausgewählter Texte, viel Raum für Diskussion und ganz grundlegende Fragen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Um eine positive Note zu erzielen, sind im Rahmen einer schriftlichen Prüfung aus sechs Fragen vier auszuwählen und in Form jeweils eines kleinen Essays zu beantworten. Bezüglich der Termine wird auf Berufstätige Rücksicht genommen. Vier Termine insgesamt.
Prüfungsstoff ist das in der VO-L Besprochene und die während des Semesters vereinbarte Lektüre

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

schriftliche Prüfung, Notenschlüssel und Punktesystem werden in der VO-L bekannt gegeben

Prüfungsstoff

Leistungskontrolle: Um eine positive Note zu erzielen, sind im Rahmen einer schriftlichen Prüfung aus sechs Fragen vier auszuwählen und in Form jeweils eines kleinen Essays zu beantworten. Bezüglich der Termine wird auf Berufstätige Rücksicht genommen. Vier Termine insgesamt.
Prüfungsstoff ist das in der VO-L Besprochene und die während des Semesters vereinbarte Lektüre

Literatur

Auswahlbibliographie
Neben dieser allgemeinen Auswahlbibliographie wird es eine kleine Auswahl an Texten geben, die in der LV in Form eines Close-Readings gemeinsam gelesen und diskutiert werden. Diese ausgewählten Texte werden zeitgerecht vor LV-Beginn auf Moodle gestellt.
Allgemeine Auswahlbibliographie
Hannah Arendt, Vita activa oder Vom tätigen Leben. Darin das fünfte Kapitel: Das Handeln. München 1981, S. 164-243.
Aristoteles, Nikomachische Ethik. Stuttgart 1969.
Seyla Benhabib, Die Rechte der Anderen. Frankfurt/M. 2008.
Reinhard Brandt und Karlfriedrich Herb (Hg.), Jean-Jacques Rousseau, Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechts. Reihe „Klassiker auslegen“, Band 20. Berlin 2000.
Susan Buck-Morss, Hegel und Haiti. Berlin 2011.
Judith Butler, Gefährdetes Leben. Frankfurt/M. 2005, darin: Kapitel 2: Gewalt, Trauer, Politik. S. 36-68.
Maria Fasching, Zum Begriff der Freundschaft bei Aristoteles und Kant. Würzburg 1990.
Nancy Fraser, Der Allesfresser. Wie der Kapitalismus seine eigenen Grundlagen verschlingt. Berlin 2023.
Thomas Fuchs, Verteidigung des Menschen. Grundfragen einer verkörperten Anthropologie. Berlin 2020.
Sabine Hark, Gemeinschaft der Ungewählten. Umrisse eines politischen Ethos der Kohabitation. Berlin 2021.
G.W.F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts. Werke 7. Frankfurt/M 1986.
Thomas Hobbes, Leviathan. Übers. Julia Schlösser. Hamburg 1996.
Otfried Höffe, Lesebuch zur Ethik. Philosophische Texte von der Antike bis zur Gegenwart. München 2012.
Otfried Höffe, Immanuel Kant. München 1992.
Max Horkheimer, Die Sehnsucht nach dem ganz Anderen. Ein Interview mit Kommentar von Helmut Gumnior, Hamburg 1970.
Jonas Pfister, Werkzeuge des Philosophierens. Stuttgart 2015.
Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. In: Immanuel Kant, Kritik der praktischen Vernunft. Herausgegeben von Wilhelm Weischedel. Werkausgabe Band VII, Frankfurt/M. 1968.
Immanuel Kant, Die Metaphysik der Sitten. Herausgegeben von Wilhelm Weischedel. Werkausgabe Band VIII. Frankfurt/M. 1968.
Wolfgang Kersting, Die politische Philosophie des Gesellschaftsvertrags. Darmstadt 1994.
Katrin Meyer, Theorien der Intersektionalität. Hamburg 2017.
John Stuart Mill, Utilitarismus. Philosophische Bibliothek. Hamburg 2006.
Wolfgang Erich Müller, Konzeptionen der Gerechtigkeit. Entwicklungen der Gerechtigkeitstheorie seit John Rawls. Stuttgart 2014.
Herta Nagl-Docekal, Innere Freiheit. Grenzen der nachmetaphysischen Moralkonzeption. Deutsche Zeitschrift für Philosophie Sonderbände, Band 36 Berlin/Boston 2014.
Herta Nagl-Docekal, Nach einer erneuten Lektüre: Max Horkheimer, Die Sehnsucht nach dem ganz Anderen. DZPhil 2020; 68(5): 659-688.
Martha Nussbaum, „Der aristotelische Sozialdemokratismus“. In: dies., Gerechtigkeit oder Das gute Leben, hg. Herlinde Pauer-Studer, Frankfurt/M. 1999, S. 24-85.
Martha Nussbaum, Gerechtigkeit für Tiere. Unsere kollektive Verantwortung. Darmstadt 2023.
Herlinde Pauer-Studer, Einführung in die Ethik. Wien 2006.
Platon, Der Staat. In: Sämtliche Dialoge, hg. v. K. Hildebrandt, C. Ritter und G. Schneider. Neu übersetzt und erläutert Otto Apelt. Band V. Hamburg 1993.
Patricia Purtschert, Grenzfiguren. Kultur, Geschlecht und Subjekt bei Hegel und Nieztsche. Frankfurt/M. 2006.
Jean-Jacques Rousseau, Vom Gesellschaftsvertrag. In: Politische Schriften. Band 1. (Übersetzung Ludwig Schmidts), Paderborn 1977, S. 59-208.
Hans Schelkshorn & Wolfgang Tomaschitz (Hg.), Autoritarismus und Identitätspolitik. Polylog Nr. 48, 2022.
Ina Schildbach, Armut als Unrecht. Zur Aktualität von Hegels Perspektive auf Selbstverwirklichung, Armut und Sozialstaat. Bielefeld 2018.
Herbert Schnädelbach, Kant. Eine Einführung. Stuttgart 2018.
Klaus Vieweg, Das Denken der Freiheit. Hegels Grundlinien der Philosophie des Rechts. München 2012.
Klaus Vieweg, Hegel. Der Philosoph der Freiheit. München 2019.


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: So 03.03.2024 15:46