Universität Wien

180033 SE Umwelt, Milieu, Nische (2017S)

Medien vor den Medien

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Dienstag 07.03. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 14.03. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 21.03. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 28.03. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 04.04. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 25.04. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 02.05. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 09.05. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 16.05. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 23.05. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 30.05. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 13.06. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 20.06. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Dienstag 27.06. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

1909 prägt der philosophisch ambitionierte Zoologe Jakob von Uexküll (1864-1944) den Begriff Umwelt, nicht zuletzt, um sich vom mechanistisch konnotierten Begriff des Milieus abzusetzen. Der Begriff Umwelt ist eigentlich nur in der Mehrzahl sinnvoll, denn, so die Theorie von Uexküll, jeder Organismus besitzt eine ihm angepasste Umwelt (oder auch, jeder Organismus konstruiert sich seine spezifische Umwelt). Es gibt keine absolute Umwelt, die etwa der Mensch mit anderen Organismen teilen würde, sondern eine Vielzahl von Umwelten. Giorgio Agamben hat es als Glück (für uns, die Nachwelt) bezeichnet, dass der baltische Baron Uexküll während des Ersten Weltkriegs finanziell ruiniert wurde, denn damit wurde er gedrängt zu einem der wichtigsten Zoologen des 20. Jahrhunderts und zum Begründer der Ökologie zu werden. Man könnte auch noch hinzufügen, dass er von manchen zu einem Vorläufer der Kybernetik gezählt wird. Prominent figuriert er in der Vorlesung, die Martin Heidegger 1929/30 über Grundbegriffe der Metaphysik gehalten hat. Sowohl Uexküll als auch Heidegger verwenden das Wort Medium noch in der einfachen Bedeutung von etwas, in dem man sich bewegt: Wasser und Luft. Auch die Begriffe Umwelt, Milieu und Nische lassen an etwas Umhüllendes denken, das mit dem umhüllten Organismen und Artefakten in eine mehr oder weniger intensive Interaktion tritt. Eine Art Dialektik von Passiv/Aktiv bestimmt das Verhältnis von differenten Elementen, die überlappende Aktionsräume schaffen. Der französische Philosoph Gilbert Simondon (1924-1989) bezog sich in seiner Vorlesung Communication et Information (1970) mehrfach auf Uexküll. Die Rezeption der uexküllschen Umwelttheorie in Frankreich wurde durch Georges Canguilhem und Maurice Merleau-Ponty, der darauf in seinen Vorlesungen La Nature (1956-1960) zu sprechen kommt, wesentlich befördert. Für das Seminar ist der von Simondon entfaltete Begriff des assoziierten Milieus, in dem technische Objekte stehen, interessant. Der Begriff des Milieus ist ursprünglich von der Mechanik in die Biologie übertragen worden. Bei Simondon kehrt er zu seiner eigentlichen Bedeutung zurück. Der amerikanische Evolutionsbiologe (und Marxist) Richard Lewontin (geb. 1929) gibt uns eine (kritische) Darstellung des Begriffs der Nische. Dieser hat einige Popularität durch die Niche Construction Theory erlangt, in der u.a. das Verhältnis von Natur zu Kultur diskutiert wird. Hier tritt das Element der Konstruktion in den Vordergrund. Schließlich stellt der dänische Biologe und Philosoph Claus Emmeche (geb. 1956) die Frage, ob Roboter eine Umwelt haben können. Das schließt die Biologie mit der Technik zusammen, ein Denken, das schon längst über die Idee der Tiermaschinen vertraut ist, und gibt Gelegenheit eine Zusammenfassung zu versuchen.
Die Lehrveranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit Mag. Marianne Kubaczek konzipiert und wird auch gemeinsam mit ihr durchgeführt.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Texte (durch Sekundärliteratur ergänzt) werden jeweils von einer Arbeitsgruppe präsentiert. Alle TeilnehmerInnen erstellen für alle anderen TeilnehmerInnen zu den jeweiligen Diskussionen eine schriftliche Zusammenfassung von 1-2 Seiten.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Aktive Mitarbeit: Präsentation von ausgewählten Textstellen, verfassen von pointierten Zusammenfassungen, Erstellen von kurzen Essys.

Prüfungsstoff

Kenntnis der jeweils zur Diskussion stehenden Teile der Literatur.

Literatur

Uexküll Jakob von: Umwelt und Innenwelt der Tiere, Berlin: Springer (1909), 2. Aufl. 1921.
Simondon, Gilbert: Die Existenzweise technischer Objekte, (1958) Zürich: Diaphanes 2012.
Lewontin, Richard C.: Die Dreifachhelix. Gen, Organismus und Umwelt, italienische Originalausgabe 1998, Springer: Berlin 2002.
Emmeche, Claus: Does a robot have an Umwelt? Reflections on the qualitative biosemiotics of Jakob von Uexküll, semiotica 134,1/4 (2001), S. 653-693.
Ergänzende Literatur wird zu Beginn des Semesters bekanntgegeben.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M 7.1
MA Ethik M02 B
MA Ethik M02 C
MA Ethik M02 D
MA Ethik M02 E
UF PP 08
PP § 57.3.7

Letzte Änderung: Sa 10.09.2022 00:19