Universität Wien

170136 PS Proseminar "Filmtheorie" (2017S)

Die Körper des Kinos

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 50 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Freitag 03.03. 11:30 - 13:00 (ehem. Jura-Soyfer-Saal (THW) Hofburg, 1.Stock)
Freitag 07.04. 13:15 - 18:15 UZA2 Hörsaal 4 (Raum 2Z221) 2.OG
Samstag 08.04. 09:45 - 14:45 UZA2 Hörsaal 4 (Raum 2Z221) 2.OG
Freitag 30.06. 11:30 - 16:30 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Samstag 01.07. 09:45 - 14:45 UZA2 Hörsaal 4 (Raum 2Z221) 2.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Inhalt

Film und Kino sind ohne Körper nicht denkbar: Körper auf der Leinwand, im Zuschauerraum und auf dem Schneidetisch - Körper, die miteinander interagieren. Zunächst spielen natürlich die im Film präsentierten, eine Geschichte repräsentierenden Körper eine große Rolle - die Schauspielerkörper und die Bilder des Körpers. Daneben sind aber vor allem die Körper der Zuschauer ausschlaggebend, die sich im Kino gemeinsam einer spezifischen Wahrnehmung hingeben. Schließlich gibt es auch einen Körper des Films, der einerseits phänomenologisch selbst als körperliche Wahrnehmung gesehen werden kann, andererseits aber auch in seiner vergänglichen Materialität als Körper betrachtet werden muss. Zu Beginn der Etablierung der Filmwissenschaft an den Universitäten wurde der Körper ausgeblendet und Film als Text verstanden, der in seine Einzelteile wie Schnitt, Kadrierung, Licht und Ton unterteilt wurde, um analysiert werden zu können. Dazu musste er stillgestellt werden und ein wesentlicher Teil des Films, seine Zeitlichkeit sowie die subjektive Wahrnehmung desselben ging in der Analyse verloren. Seit den 90er Jahren haben sich jedoch mehrere Filmtheoretiker dem Film wieder über die flüchtige Wahrnehmungserfahrung angenähert, was zu einem Paradigmenwechsel innerhalb der Filmtheorie geführt hat. Einig sind sich die verschiedenen neuen Herangehensweisen einzig darin, dass sie sich der Filmwahrnehmung über den Körper annähern. Denn wenn man die Frage nach dem Film anhand seiner Körper stellt, kommt man dessen Erfahrung im Kino näher als durch die Analyse eines Films.

Ziele

Die Studierenden lernen Filmtheorie in einer großen Breite kennen und können diese anhand einer Metapher konkretisieren. Die Metapher des Körpers eignet sich für eine Hinführung an Filmtheorie aber auch Film- und Kinogeschichte in großer Breite ganz besonders, denn anhand dieser unterschiedlichen Perspektiven auf das Kino und der Unterschiedlichkeit der Metaphern des Körpers lässt sich nicht nur Filmtheorie sondern auch Filmgeschichte sowie unterschiedliche Genres im Zusammenhang spezifischer historischer Zuschauerverhältnisse begreifbar machen. Es handelt sich dabei nicht nur um einen spezifischen Körper, sondern es sind eine ganze Anzahl von Körpern oder Körpermetahern anhand derer sich der Filmwahrnehmung, der Kinoerfahrung und dem Film in ihrer Vielschichtigkeit innerhalb eines Seminars angenähert werden kann. Diese Vielschichtigkeit bietet sich für eine Medien vergleichende, interdiszplinäre Herangehensweise aus kulturwissenschaftlicher Perpektive an. Auch die Frage nach den gegenwärtigen Veränderungen des Mediums durch Digitalisierung lässt sich über eine Annäherung an den Körperbegriff besser erschließen.

Methoden

Es handelt sich um ein Filmtheoretisches Seminar, das in zentrale Blöcke unterteilt ist, die jeweils von Gruppen übernommen werden. Diese leiten die Diskussion an und stellen Fragen. Die Gruppen finden sich wiederum in der ersten Sitzung in einer Gruppenarbeit zu eigener Kinoerfahrung in der ersten Sitzung. Die Kinoerfahrung wird praktisch reflektiert durch Kinoberichte zu zwei eigenständigen Kinobesuchen einmal im Filmmuseum und einmal im Multiplex.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Gruppenarbeit mit Kurzreferat oder Hausarbeit, ausführliches Thesenpapier incl. 2 kurze Kinoberichte

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mindestanforderung für die positive Beurteilung ist die Abfassung einer Seminararbeit gemäß den Vorgaben der Lehrveranstaltungsleitung (Hausarbeit oder abschließendes Thesenpapier) und die gelungene Präsentation der Ergebnisse einer zugrundeliegenden Gruppenarbeit in Form eines Referats im Rahmen der Lehrveranstaltung. Es besteht Anwesenheitspflicht, ein Fehlen bis zu 2 Unterrichtseinheiten ist gestattet.

Jede Teilleistung wird eigenständig bewertet. Die Seminararbeit fließt zu 60% in die Beurteilung der Lehrveranstaltung ein, das Referat zu 40%.

Prüfungsstoff

Literatur

Zur Vorbereitung

Annette Brauerhoch: Utopische Materialität? Zum Dialog des Körperlichen im Kino. In: Kristiane Hasselmann, Sandra Schmidt und Cornelia Zumbusch (Hrsg.): Utopische Körper. Visionen zukünftiger Körper in Geschichte, Kunst und Gesellschaft. Paderborn 2004, S. 105‑116.

Literatur

Rick Altman: Cinema as Event. General Introduction. In: ders. (Hrsg.): Sound Theory. Sound Practice. New York, London 1992, S. 1-14.

Béla Balázs: Asta Nielsen. In: ders.: Der sichtbare Mensch oder die Kultur des Films. Frankfurt am Main 2001, S. 107-111.

Jean-Louis Baudry: Ideologische Effekte erzeugt vom Basisapparat. In: Robert F. Riesinger (Hrsg.): Der kinematographische Apparat. Geschichte und Gegenwart einer interdisziplinären Debatte. Münster 2003, S. 27-39.

Tom Gunning: Das Kino der Attraktionen. Der frühe Film, seine Zuschauer und die Avantgarde.
In: Meteor. Texte zum Laufbild, Nr. 4, 1996, S. 25-34.

Miriam Hansen: Early Silent Cinema. Whose Public Sphere? New GERMAN Critique; No. 29, The Origins of Mass Culture: The Case of Imperial Germany (1871-1918) (Spring – Summer, 1983), S. 147-184.

Siegfried Kracauer: Theorie des Films. Die Errettung der äußeren Wirklichkeit. Frankfurt am Main 1985, Prolog S. 9-14, Der Zuschauer S. 215-233, Epilog (Auszug) S. 384-402.

Babette Mangolte: Eine Frage der Zeit: Analog versus Digital. In: Frauen und Film, Heft 64, 2004, Das Alte und das Neue, S. 11-26.

Thomas Morsch: Die Macht der Bilder: Spektakularität und die Somatisierung des Blicks im Actionkino. In: Film und Kritik Heft 4, Oktober 1999, Action, Action…, S. 21-43.

Laura Mulvey: Visual Pleasure and Narrative Cinema. In: Philip Rosen (Hrsg.): Narrative, Apparatus, Ideology. A Film Theory Reader. New York 1986, S. 198-209.

Heide Schlüpmann: Zur heimlichen Komplizenschaft zwischen Kinematografie und Frauenemanzipation in der wilhelminischen Gesellschaft (Einleitung). In: dies.: Unheimlichkeit des Blicks. Das Drama des frühen deutschen Kinos. Basel, Frankfurt am Main 1990, S. 8-23.

Walter Serner: Kino und Schaulust. In: Prolog vor dem Film. Nachdenken über ein neues Medium 1909 – 1914. Hrsg. von Jörg Schweinitz, Leipzig 1992, S. 208-214.

Steven Shaviro: Film Theory and Visual Fascination (Ausschnitt). In: ders.: The Cinematic Body. Minneapolis, London 1993, S. 1-17.

Vivian Sobchack: The Scene of the Screen. In: H. U. Gumbrecht, Ludwig Pfeiffer: Materialität der Kommunikation. Frankfurt am Main 1988, S. 416-428.

Linda Williams: Film Body: An Implantation of Perversions. In: Philip Rosen (Hrsg.): Narrative, Apparatus, Ideology. A Film Theory Reader. New York 1986, S. 507-534.

Dies.: Film Bodies: Gender, Genre, and Exzess. Film Quarterly, Vol 44, No. 4 (Summer 91),
S. 2-13. (Auszug)


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Sa 02.04.2022 00:21