Universität Wien

100140 SE-B NdL: Kinship: Theorien und Lektüren (2023W)

10.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 10 - Deutsche Philologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Donnerstag 05.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
Donnerstag 12.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
Donnerstag 19.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
Donnerstag 09.11. 16:45 - 18:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
Donnerstag 16.11. 16:45 - 18:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
Donnerstag 23.11. 16:45 - 18:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
Donnerstag 30.11. 16:45 - 18:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
Donnerstag 07.12. 16:45 - 18:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
Donnerstag 14.12. 16:45 - 18:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
Donnerstag 11.01. 16:45 - 18:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
Samstag 13.01. 13:15 - 16:30 Hörsaal 32 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
Donnerstag 18.01. 16:45 - 18:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
Donnerstag 25.01. 16:45 - 18:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Thema und Fragestellungen

In der Anthropologie ist Verwandtschaft das Geflecht sozialer Beziehungen, das einen wichtigen Teil des Lebens aller Menschen in allen Gesellschaften ausmacht, auch wenn seine genaue Bedeutung selbst innerhalb dieser Disziplin oft umstritten ist. Setzen wir uns mit Verwandtschaft auseinander, so betrachten wir grundlegende soziale Phänomene wie Elternschaft, Sozialisierung, Geschwisterschaft, Freundschaft usw. Dabei erweisen sich mehrere Fragen als zentral: Ist Verwandtschaft in der heutigen globalisierten, zunehmend mobilen Welt noch von Bedeutung und wenn, dann wie? Ist sie ein eindeutiges oder ein historisch variables Phänomen, ist sie etwas Gegebenes, Biologisches, ‚Natürliches‘ oder wird Verwandtschaft erst durch verschiedene Konstruktionen/Messungen in Existenz gebracht? (Christof Lammer) Verwandtschaften strukturieren jedenfalls ökonomische und politische Ungleichheiten weltweit, obwohl sie in verschiedenen Kulturen ganz unterschiedlich gefasst und bewertet werden bzw. die verschiedenen Ausformungen oft argumentativ dafür verwendet werden, kulturelle Andersartigkeit festzuschreiben (Lammer). Verwandtschafts- bzw. Familienstrukturen beeinflussen nach wie vor zentral auch Konstruktionen von Männlicheit und Weiblichkeit in verschiedenen Kulturen. D.h., dass das Zusammenspiel von Verwandtschaft und Geschlecht sowohl in traditionellen Gesellschaften als auch in modernen Gemeinschaften nach wie vor relevant ist. Lesbar und bedeutsam werden die verschiedenen Konzeptionen und Konstruktionen von Verwandtschaft auch und nicht zuletzt in literarischen Texten und anderen medialen Formen (Filme, Serien etc.) bzw. in allen nur denkbaren künstlerischen Sparten.
In unserem anspruchsvollen Seminar widmen wir uns verschiedenen Ansätzen, Verwandtschaft zu theoretisieren sowie dem Versuch, literarische Texte entlang eben dieser Ansätze theoriegeleitet zu lesen/interpretieren. Es existiert keine eigene ‚Literaturtheorie‘ im Hinblick auf Fragen nach Kinship, unsere Vorgehensweise ist daher notwendig transdisziplinär angelegt. Beispielhaft sei Donna Haraways Strategie einer ‘Ongoing kin-kind-work’ genannt, wenn sie, den Faden ihres Cyborg Manifesto (1985) weiterspinnend, in ihrem Companion Species Manifesto (2003) die gemeinsame Geschichte von Hunden und Menschen als eine Art materielle Ko-Konstruktion von Wirklichkeit darlegt. Auf der Basis der Affinität zwischen Menschen und Hunden theoretisiert Haraway, was in speziesübergreifenden Begegnungen entsteht, nämlich eine andere Art von ‚kin‘. Gender- und queertheoretische Überlegungen zu kinship, etwa von Butler oder Halberstam, stellen u.a. kernfamiliäre Beziehungen in Frage und entfalten neue Konstellationen und Bündnisse.
Ziele

• Profunde Einarbeitung in die entsprechenden Texte
• Lesen, Verstehen und 'Anwenden' der theoretischen Texte und Konzepte
• Schärfung des eigenen begrifflichen Denkens, des Urteilsvermögens, des wissenschaftlichen Arbeitsstiles und Argumentierens
• Reflexionskompetenz und Einnehmen einer Metaperspektive

Methoden
• Gruppen- und Partner_innenarbeit
• Input (von Lehrenden und Studierenden) mit Diskussion
• Lektüre und Diskussion theoretischer Texte, Übertragen der theoretischen Ansätze auf konkrete Lektüren und Analysen literarischen Texten

Diese LVA bedient sich einer Mischung aus kommentierten Gruppenabeiten (durch Spezialis-tInnen-Gruppen werden die Grundlagen der theoretischen Konzepte präsentiert und durch eine angeleitete Lektüre der Primärtexte vertieft), zeitweiligem diskursivem Erarbeiten verschiedener Theoriebereiche (z.B. Arbeit in Kleingruppen) sowie angeleiteter Lektürearbeit zu Hause.
Diese LVA zielt auf eine gemeinsame Wissenskonstruktion im Laufe des Semesters ab. Der Erfolg hängt nicht zuletzt davon ab, wie sehr sich die Studierenden mit ihrer jeweils eigenen Kompetenz, die sie im Zuge der Recherche und Vorbereitung der Gruppenreferate erworbenen haben, einbringen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Anwesenheit, vorbereitetes Mitarbeiten, Referat, schriftliche Arbeit
Teilnahme. Ich erwarte, dass Sie regelmäßig und rechtzeitig ankommen ;-) und bereit sind, an der Diskussion teilzunehmen und mitzuarbeiten.

• Profunde Einarbeitung in die entsprechenden Texte
• Lesen, Verstehen und 'Anwenden' der theoretischen Texte und Konzepte
• Schärfung des eigenen begrifflichen Denkens, des Urteilsvermögens, des wissenschaftlichen Arbeitsstiles und Argumentierens
• Reflexionskompetenz und Einnehmen einer Metaperspektive

Kein Einsatz künstlicher Intelligenz erlaubt!

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen aus dem Angebot der SPL10 sind grundsätzlich anwesenheitspflichtig. Maximal zweimaliges Fehlen ist erlaubt. Eine konsequenzlose Abmeldung ist bei wöchentlichen Lehrveranstaltungen bis vor der dritten LV-Einheit möglich, bei 14-tägigen Lehrveranstaltungen und Blöcken bis vor dem zweiten Termin.

Schriftliche Beiträge aller Lehrveranstaltungstypen der SPL 10 können einer automatischen Plagiatsprüfung unterzogen werden; dazu zählen insbesondere Arbeiten der Pro-, Bachelor- und Masterseminarstufe, aber auch Lehrveranstaltungsprüfungen (z.B. Vorlesungsprüfung) und Teilprüfungen (z.B. Zwischentest, 'Hausübungen').

Umfang der Abschlussarbeiten: Bachelorarbeiten 30 Seiten Haupttext

Prüfungsstoff

Leistungen (alle Faktoren müssen positiv absolviert werden)
• Lektüreprotokolle:10%
• Referat/Mitarbeit: 20%
• Schriftliche Arbeit: 70%

Literatur

• Alber, Erdmute et. al (Hrsg.): Verwandtschaft heute: Positionen, Ergebnisse und Perspektiven. Berlin: Reimer 2010, S. 7–44.
• Butler, Judith. 2002. ”Is Kinship Always Already Heterosexual?” differences 13.1: 14–44.
• Butler, Judith: Antigones Verlangen: Verwandtschaft zwischen Leben und Tod. Aus dem Amerikanischen von Reiner Ansén. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2001.
• Carsten, Janet: After kinship. Cambridge University Press, Cambridge/New York 2004 (englisch).
• Collier, Jane Fishburne, and Sylvia Junko Yanagisako, eds. 1987. Gender and Kinship: Essays Toward a Unified Analysis. Stanford: Stanford University Press.
• Dahl, Ulrika. 2018. (The promise of) Monstrous kinship? Queer Reproduction and the Somatechnics of Sexual and Racial Difference. Somatechnics, 8(2). Pp. 195-211.
• Edelman, Lee. 2005. No Future: Queer Theory and the Death Drive. Durham: Duke University Press.
• Eng, David. 2010. The Feeling of Kinship: Queer Liberalism and the Racialization of Intimacy. Durham: Duke University Press.
• Franklin, Sarah. 2013. Biological Relatives: IVF, Stem Cells, and the Future Kinship Duke University Press, Durham/London.
• Freeman, Elizabeth. 2007.”Queer Belongings: Kinship Theory and Queer Theory.” In A Companion to Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, and Queer Studies, edited by George E. Haggerty and Molly McGarry, 295–314. Malden, MA: Blackwell Publishing.
• Halberstam, Judith. 2005. In a Queer Time and Place: Transgender Bodies, SubculturalLives. New York: New York University Press.
Halberstam, Judith. 2011. The Queer Art of Failure. Durham: Duke University Press.
• Haraway, Donna Jeanne: Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän. Frankfurt New York: Campus Verlag, 2018.
• Haraway, Donna Jeanne: Das Manifest für Gefährten. Wenn Spezies sich begegnen - Hunde, Menschen und signifikante Andersartigkeit. Berlin: Merve, 2016.
• Heintz, Lauren: "The Crisis of Kinship: Queer Affiliations in the Sexual Economy of Slavery", in: GLQ: A Journal of Lesbian and Gay Studies, 23 (2), 2017, 221-246, https://read.dukeupress.edu/glq/article/23/2/221-246/9915 (2017).
• Jacobs, Karen: "Retouching Queer Kinship: Sontag, Leibovitz, and the Ends of the Photographic Lens", in: GLQ: A Journal of Lesbian and Gay Studies, 23 (1), 2017, 1-29, https://read.dukeupress.edu/glq/article/23/1/1-29/34969 (2017).
• Lévi-Strauss, Claude: Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft. Übers. von Eva Moldenhauer. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1993.
• Schneider, David M.: (2019). American kin catégories. In Échanges et communications, I (Vol. 5/1, pp. 370–381). De Gruyter.
• Stone, Linda: Kinship and Gender. An Introduction. Sixth Edition. Boca Raton, FL :: Routledge, 2018.
• Stone, Linda: New directions in anthropological kinship. Rowman & Littlefield, Lanham 2001 (englisch).
• Weston, Kath. 1991. Families We Choose: Lesbians, Gays, Kinship. New York: Columbia

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 06.10.2023 11:27