Universität Wien

100018 VO Ndl: Postkoloniale Theorien in der germanistischen Literaturwissenschaft (2021W)

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 10 - Deutsche Philologie
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Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Mittwoch 06.10. 15:00 - 16:30 Hörsaal 7 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 7
Mittwoch 13.10. 15:00 - 16:30 Hörsaal 7 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 7
Mittwoch 20.10. 15:00 - 16:30 Hörsaal 7 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 7
Mittwoch 27.10. 15:00 - 16:30 Hörsaal 7 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 7
Mittwoch 03.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal 7 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 7
Mittwoch 10.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal 7 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 7
Mittwoch 17.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal 7 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 7
Mittwoch 24.11. 15:00 - 16:30 Digital
Mittwoch 01.12. 15:00 - 16:30 Digital
Mittwoch 15.12. 15:00 - 16:30 Digital
Mittwoch 12.01. 15:00 - 16:30 Digital
Mittwoch 19.01. 15:00 - 16:30 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Inhalte:
Während gendertheoretische Fragestellungen innerhalb der deutschsprachigen germanistischen Literaturwissenschaft seit vielen Jahren eine wichtige Rolle spielen, blieben postkoloniale Theorien lange Zeit aus der deutschsprachigen Germanistik ausgeklammert. Dieser Befund mag auf den ersten Blick wenig verwundern: Während England und Frankreich auf eine lange Kolonisationsperiode zurückblicken können, setzten deutsche Kolonisationsbemühungen erst sehr spät ein und waren nur von kurzer Dauer. Dennoch ist in den letzten Jahren auch innerhalb der Germanistik ein steigendes Interesse an postkolonialen Fragestellungen und Theorieansätzen zu bemerken, partizipiert doch auch die deutschsprachige Literatur auf vielfältige Weise an der Ausbildung und Fortschreibung stereotypisierender Bilder der 'Anderen', die Aneignung und Ausschluss gleichermaßen betreiben und rechtfertigen. Die damit konstitutive Ambivalenz der kolonialen Geste, die häufig besonders in ihrer Verknüpfung mit Gender-Diskursen zutage tritt, wird gerade in literarischen Texten immer wieder als solche vorgeführt, wodurch sie den hegemonialen Diskurs unterlaufen. Literarische Texte lassen sich in dieser Perspektive als ‚Lektüren‘ kolonialer Verfahren und Verhältnisse verstehen, die deren Konstruktionsprinzipien, die Aporien und Ambivalenzen ihrer Machtinszenierungen, als solche kenntlich machen. Zugleich bezieht sich die Vorlesung aber auch auf kulturtheoretische und literaturwissenschaftliche Lektüren, die sich ausdrücklich als Beiträge zu einem post-kolonialen (Wissenschafts-)Diskurs verstehen.
Ziele:
*Einführender Überblick über das beschriebene Feld, Erarbeiten der grundlegenden theoretischen wie auch methodologischen Fragestellungen, erstes Verständnis für diese sowie die Fähigkeit des kritischen Lesens entlang des zentralen Fragehorizonts.
*Analyse und Theoretisierung von Orten der Identitätskonstruktion innerhalb literarischer Texte, die erst unter Rückgriff auf das Instrumentarium und Vokabular postkolonialer Fragestellungen sichtbar werden.
*Erprobung und Evaluierung neuer theoretischer Ansätze und ihrer Anwendungsfelder für die germanistische Forschung.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Schriftliche Prüfung entlang offener Fragen zu den besprochenen Personen und Texten (zu beantworten in Form von kurzen Essays; "Essay bedeutet übersetzt „Versuch“; er ist eine Abhandlung, in der die Auseinandersetzung mit einem wissenschaftlichen oder literarischen Thema im Vordergrund steht. Es wird eine Fragestellung in knapper, aber anspruchsvoller Form diskutiert." )

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Verständnis der historischen Entwicklung der Postkolonialen Theoriebildung (Autor*innen, Texte), Fähigkeit zur Reflexion der wichtigsten Thesen, Strömungen, Begriffe

Prüfungsstoff

Inhalte der VO ... auch entlang von Folien, Vortragsmanuskripten, Sekundärtexten sowie eines Korpus von programmatischen postkolonialen Theorietexten

Literatur

Albrecht, Monika: "Gegenwartsliteratur aus postkolonialer Sicht. Michael Krüger: Himmelfarb und Jeannette Lander: Jahrhundert der Herren", in: Dunker, Axel (Hg.): (Post-) Kolonialismus und Deutsche Literatur. Impulse der angloamerikanischen Literatur- und Kulturtheorie. Bielefeld: Aisthesis, 2005, 251-265.
Assemboni, Amatso Obikoli / Babka, Anna et al. (Hg.): Postkolonialität denken. Spektren germanistischer Forschung in Togo. Wien: Praesens, 2017.
Babka, Anna: Postcolonial-Queer. Erkundungen in Theorie und Literatur. Wien: Turia&Kant 2019.
Babka, Anna / Dunker, Axel: (Hg.): Postkoloniale Lektüren. Perspektivierungen deutschsprachiger Literatur. Bielefeld: Aisthesis Verl., 2013 (Postkoloniale Studien in der Germanistik ; 4).
Babka, Anna / Dunker, Axel / Obi, Assemboni: Postkolonialität denken ? Spektren germanistischer Forschung in Togo. Präsens, 2017.
Bhabha, Homi: Über kulturelle Hybridität. Tradition und Übersetzung. Hrsg. von Anna Babka und Gerald Posselt. Wien Turia + Kant, 2012.
Birk, Hanne / Neumann, Birgit: "Go-between: Postkoloniale Erzähltheorie", in: Nünning, Ansgar / Nünning, Vera (Hg.): Neue Ansätze in der Erzähltheorie. Trier: Wissenschaftlicher Verlag Trier, 2002, 4, 115-152.
Burtscher-Bechter, Beate: "Postkoloniale Theorien - Historische Bezugspunkte, Begriffserklärung und Aufgabengebiete", in: Sexl, Martin (Hg.): Einführung in die Literaturtheorie. Wien: WUV, 2004, 2527, 276-288.
Castro Varela, María do Mar / Dhawan, Nikita: Postkoloniale Theorie. Eine kritische Einführung. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Bielefeld: Transcript, 2015.
Dunker, Axel / Dürbeck, Gabriele / Göttsche, Dirk (Hg.): Metzler-Handbuch Postkolonialismus und Literatur. Stuttgart: Metzler, 2017.
Dürbeck, Gabriele: Postkoloniale Germanistik : Bestandsaufnahme, theoretische Perspektiven, Lektüren. Bielefeld: Aisthesis-Verl., 2014.
Gutiérrez Rodriguez, Encarnación: "Fallstricke des Feminismus. Das Denken 'kritischer Differenzen' ohne geopolitische Kontextualisierung. Einige Überlegungen zur Rezeption antirassitischer und postkolonialer Kritik", in: Polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren 4 (Kolonisierung von Differenz), 1999, 13-24.
Lützeler, Paul Michael: Der postkoloniale Blick: deutsche Schriftsteller berichten aus der Dritten Welt. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1997.
Minh-ha, Trinh T.: Woman, native, other. Postkolonialität und Feminismus schreiben. Herausgegeben und eingeleitet von Anna Babka. Wien u.a.: Turia + Kant, 2010.
Rodríguez, Encarnacíon Guitérrez: "Fallstricke des Feminismus: Das Denken 'kritischer Differenzen' ohne geopolitische Kontextualisierung. Einige Überlegungen zur Rezeption antirassistischer und postkolonialer Kritik", in: Polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren. http://them.polylog.org/2/age-de.htm, 2000.
Ruthner, Clemens: Habsburgs ‚Dark Continent‘. Postkoloniale Lektüren zur österreichischen Literatur und Kultur im langen 19. Jahrhundert. Tübingen, 2018.
Spivak, Gayatri Chakravorty: Can the subaltern speak? Postkolonialität und subalterne Artikulation. Mit einer Einleitung von Hito Steyerl. Aus dem Englischen von Alexander Joskowicz und Stefan Nowotny. Wien: Turia + Kant, 2008 (Es kommt darauf an ; 6).
Steyerl, Hito: "Can the Subaltern speak German? Postkoloniale Kritik (www.republicart.net)", in, 5/2002 (http://www.republicart.net/disc/hybridresistance/steyerl01_de.htm).

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:14