Universität Wien

080069 VO+UE B520 Kultur und Raum: Inklusion/Exklusion: Kunsträume und Kulturpolitik (2017S)

Zur Kultur- und Zeitgeschichte des Ausstellens

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

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Achtung!
1. Termin: MI 08.03.2017 14.30-17.45 Ort: Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse;

Mittwoch 05.04. 14:30 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Mittwoch 26.04. 14:30 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Mittwoch 03.05. 14:30 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Mittwoch 10.05. 14:30 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Mittwoch 17.05. 14:30 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Mittwoch 24.05. 14:30 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Mittwoch 31.05. 14:30 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Mittwoch 07.06. 14:30 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Mittwoch 14.06. 14:30 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Mittwoch 21.06. 14:30 - 17:45 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

"The Art Museum as a Ritual of Citizenship" auf diese ‘Formel’ bringt die Historikerin Carol Duncan die gesellschaftliche Bedeutung des Besuchs eines musealen Kunstraums. Mit dem Blick auf Kunstausstellungen z.B. die des Louvre, deren Ort, die königliche Residenz, mit der bürgerlichen Revolution zu einem öffentlichen Museum wurde - beschreibt sie die zeremonielle Wirkung des Besuchs einer solchen Kunstsammlung und dessen Funktion im Rahmen einer staatsbürgerlichen Erziehung und dessen identitätspolitische Effekte in dem Fall für die Franzosen. Ihre These ist Ausgangspunkt des Seminars, in dem es um Kunstmuseen und ausstellungen und deren Potenzial kultureller, sozialer und politischer Integration und Ausgrenzung geht. Ist sie auf die europäische Nachkriegsgesellschaften und auf Österreich und Deutschland in der Zeit nach dem kalten Krieg zu beziehen? Hat der Besuch öffentlicher Kunsträume im migrationsgeprägten städtischen Raum eines EU-Landes eine soziale und politische Wirkung. Hat vielleicht bereits das mediale Echo auf Kunstausstellungen gesellschaftliche Konnotationen, die sich in Politiken der Inklusion und Exklusion übersetzen? Können oder sollen heutige Kunstausstellungen oder Kunst im öffentlichen Raum ein Gefühl sozialer und politischer Zugehörigkeit erzeugen? Wen sprechen sie an, wessen Sprache sprechen sie? Ist es möglich, Teile der kulturell diversen Bevölkerung einer Stadt wie Wien mit Hilfe von Ausstellungen gesellschaftlich stärker einzubeziehen und zu binden?
Ein extremes Beispiel ist die Ausstellung "Entartete ‘Kunst’". Die Nationalsozialisten inszenierten diese Münchner Kunstausstellung von 1937 als Lernraum des Ausgrenzens. Diese Austellung, die später auch in anderen Städten Deutschlands sowie in Salzburg und Wien zu sehen war, zeigte Werken, die aus den staatlichen Museen entfernt worden waren. Mit der Vorführung als deviant nahmen die Nationalsozialisten Demütigungen, Deportationen und Exekutionen vorweg; sie testeten die Reaktion Bevölkerung und gewöhnten sie ans Zusehen ohne Protest. Wir verfolgen die Auswirkungen nationalsozialistische Kunstpolitik auf das Verhältnis von Kunst und Politik in der Nachkriegszeit.
Wir werden uns zum Beispiel Fotos der Räume des Fredericianums, ansehen, die 1955 aufgenommen wurden und diskutieren, ob diese erste documenta als Schritt zur Rehbilitierung in der Nazi-Zeit ausgegrenzter Künstler und verbotener Kunst zu verstehen ist. Wir untersuchen Katalogcover der ersten Ausstellungen von Arbeiten türkischer Künstler in Berlin und Wien der 70er und 80er Jahre und diskutieren, welche gesellschaftlichen Zuweisungen sie implizieren. Wir vergleichen diese Ausstellungen mit späteren Präsentation von Kunst aus der Türkei, wie in "Istanbul Next Wave". Wir werfen einen kritischen Blick auf die Hängung von Bildern der Weimarer Ausstellung "Aufstieg und Fall der Moderne", die zwischen Ost- und Westdeutschen zu polarisieren schien und ein enormes Presseecho auslöste. Wir unternehmen eine virtuelle Tour durch Okwui Enwesors "The Short Century. Independence and Liberation Movements in Africa, 1945-1994" (2001) und untersuchen die Ausstellungskontexte afrikanischer Kunst in Europa.
Diese Lehrveranstaltung kombiniert Vorlesungen mit Übungen. Inhalt der Vorlesungen sind die Geschichte des Ausstellens von Kunst, Paradigmenwechseln im Umgang mit nationaler, ethnischer und kultureller Diversität, und die Verbindungen dieser Entwicklungen. In Übungen, die im Seminar stattfinden, sehen uns Bilder vor Ausstellungen an und diskutieren, inwiefern die ausgestellten Werke einander kommentieren. Wir stellen uns anhand eines Grundrisses einen Rundgang vor und überlegen, welche Botschaft sich suksessive in einer Ausstellung vermitteln könnte. Wir interpretieren Katalogtitel, Plakate und andere Bilder und Objekte, die den Zugang zu einer Ausstellung flankieren. Andere Übungen führen uns in Museen, Ausstellungen oder andere Kunstorte im Stadtraum.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Lehrveranstaltung ist prüfungsimmanent; kontinuierliche Anwesenheit (eine über ein zweimaliges Fehlen hinausgehende Abwesenheit ohne Attest wirkt sich auf die Gesamtnote aus; gezählt werden jeweils die Unterrichtseinheiten von 90 Minuten.
Die Punkte für die Prüfungsleistungen werden wie folgt vergeben:
30 Punkte für die Mitarbeit
30 Punkte für ein Impulsreferat (mit Thesenpapier o.ä.)
20 Punkte für Rechercheaufgaben in Vorbereitung auf das Thema des nächsten LV-Treffens
20 Punkte für mündliche Präsentationen

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Für den erfolgreichen Abschluss der LV sind zumindest 50 von 100 möglichen Punkten zu erreichen. Punkte werden wie folgt vergeben:
Notenskala:
= > 87,5 sehr gut (1)
= > 75 gut (2)
= > 62,5 befriedigend (3)
= > 50 genügend (4)
< 50 nicht genügend (5) .

Prüfungsstoff

s.o.

Literatur

Die beiden folgenden Texte werden zu Beginn der LV gelesen; sie enthalten die o.g. These:
Duncan, Carol: Civilizing Rituals. Inside Public Art Museums. London and New York: Routledge, 1995: 1-6, 7-20. ("Introduction", Chapter "The Art Museum as Ritual")
Duncan, Carol. "Art Museum and the Ritual of Citizenship." Exhibiting Cultures. The Poetics and Politics of Museum Display. Eds. Karp, Ivan and Lavine Steven D. Washington and London: Smithsonian Institution Press, 1991. 88-103. (Beide Texte: Siehe Handapparat).
Die weitere Literatur wird zu Beginn des Seminars bekannt gegeben.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

B520 und EC 210 Kulturanalysen des Alltags

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:31