080024 VO-L B230 Forschungsfelder: Border Anthropology (2017S)

Die Forschungstradition der "Border Anthropology" hat ihren Ursprung in der US-amerikanischen Anthropologie, die sich in ethnographischen Studien mit der - heute wieder zu einem zentralen Symbol nationaler Identität gemachten - Grenze zu Mexiko auseinandersetzt. Davon ausgehend werden weltweit vergleichende Studien in Grenzräumen durchgeführt. In Europa setzte in den 1990er Jahren nach dem Fall des Eisernen Vorhanges eine Intensivierung der Grenzforschung ein. In der gesellschaftlichen und politischen Realität folgten nach Phasen des Abbaus von Grenzen - gegenwärtig wieder besonders deutlich - Tendenzen zur neuerlichen Verstärkung von Grenzen. Die ethnologische Grenzregimeanalyse ist nicht zuletzt im Kontext von Debatten über Festung Europa, Sicherheitsdiskurse und Migrationsszenarien ein bedeutendes Thema, wobei nicht nur nationale Grenzen sondern ebenso andere (z.B. soziale, kulturelle, ethnische) Prozesse der Inklusion und Exklusion erörtert werden.

Ausgewählte (englisch und deutschsprachige) Lektüre bietet eine Einführung in dieses Forschungsfeld. Die Studierenden lernen Forschungstraditionen, zentrale Begriffe und Theorien und exemplarische Fallstudien kennen. In Verbindung mit empirischen Analysen werden methodologische Zugänge vorgestellt. Die Studierenden gewinnen Grundwissen, welches eine erste Orientierung in diesem speziellen Feld ermöglicht, werden gleichzeitig zu Reflexivität in der Auseinandersetzung mit aktuellen (populären, politischen und wissenschaftlichen) Diskursen angeregt.