Universität Wien

080009 VO+UE M320: Kultur-Geschichte-Gesellschaft: Konzepte der Intersektionalität in der Europäischen Ethnologie (2016W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Information: der Block am Samstag ersetzt einzelne LV am Dienstag, welche das sind, wird in den ersten LV mit den Studierenden abgesprochen.

Dienstag 04.10. 18:00 - 19:30 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Dienstag 11.10. 18:00 - 19:30 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Dienstag 18.10. 18:00 - 19:30 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Dienstag 25.10. 18:00 - 19:30 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Dienstag 08.11. 18:00 - 19:30 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Dienstag 15.11. 18:00 - 19:30 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Samstag 19.11. 10:00 - 15:00 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Dienstag 22.11. 18:00 - 19:30 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Dienstag 29.11. 18:00 - 19:30 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Dienstag 06.12. 18:00 - 19:30 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Dienstag 13.12. 18:00 - 19:30 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Dienstag 10.01. 18:00 - 19:30 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Dienstag 17.01. 18:00 - 19:30 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Samstag 21.01. 10:00 - 15:00 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Dienstag 24.01. 18:00 - 19:30 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Dienstag 31.01. 18:00 - 19:30 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Stärke des Konzepts der Intersektionalität ist der multidimensionale Ansatz, der sich insbesondere in der Gender- und in der Migrationsforschung bewährt hat. Intersektionalität wurde ursprünglich konzeptualisiert, um soziale Hierarchien und Hegemonien, insbesondere im Bezug auf das Zusammenspiel von Sexismus und Rassismus, aufzudecken (cf. Crenshaw, 1989; Collins, 2000 [1990]; hooks, 1998 [1981]). Der Kernpunkt des Konzepts der Intersektionalität wird hier deutlich: Diskriminierung ist kein alleinstehendes Phänomen, sondern kann nur im Kontext verschiedenster anderer Machtstrukturen und Formen der Unterdrückung verstanden werden. Eine intersektionale Herangehensweise unterstreicht damit die multidimensionale Konstruktion sozialer Phänomene. Vera Kallenberg, Johanna M. Müller und Jennifer Meyer schlagen vor ein "flexible, self-reflexive and pragmatic concept of intersectionality" (2013, p. 30) zu verwenden. Damit argumentieren sie ähnlich wie Beate Binder und Sabine Hess, die am Beispiel der Ethnologie fordern, nicht mit vorgefertigten Kategorien zu arbeiten, sondern sich auf die Stärken der induktiv arbeitenden Ethnographie zu verlassen. Damit sprechen sie für eine offene Herangehensweise zu situativen und dynamisch konstruierten Kontexten als Teil der intersektionalen Analyse (Binder und Hess, 2011, p. 4952). Dieses Argument ist besonders wichtig, da Intersektionalität immer wieder dafür kritisiert wird, dass sie jene gesellschaftlichen Kategorien erst schaffe und verfestige, die sich dann vermeintlich überkreuzen. Dies beinhaltet die Gefahr der Essentialisierung und Vereinfachung sozialer Phänomene (Knapp, 2011, p. 25960). Im Zentrum des Seminars steht also sowohl die Erarbeitung der Stärken des Konzepts der Intersektionalität als auch eine kritische Reflexion der Schwächen speziell im Rahmen ethnographischer und kulturwissenschaftlicher Analysen.

Nach einer Einführung der Dozentin erarbeiten die Studierenden zunächst die theoretische und politische Geschichte der Intersektionalität. In einem nächsten Schritt erfolgt dann die Auseinandersetzung mit der aktuellen kritischen Diskussion zu Theorien und Analysemethoden im Rahmen des Konzepts. Die Studierenden arbeiten heraus, in welchen Kontexten eine intersektionale Herangehensweise hilfreich sein kann und wo sie an ihre Grenzen stößt. Als dritter Schritt erfolgt dann in Workshops die eigenständige Analyse gesellschaftspolitischer Themen mithilfe des kritisch gelesenen Konzepts der Intersektionalität.

Einführung durch die Dozentin; Diskussion der deutsch- und englischsprachigen Literatur unterstützt durch Impulsstatements, die anhand einer Fragestellung vorbereitet werden; Arbeit in Gruppen und studentische Präsentationen innerhalb eines "Expert*innen-Workshops"

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Lehrveranstaltung ist prüfungsimmanent; kontinuierliche Anwesenheit (2x Fehlen erlaubt).
Die Punkte für die PL werden wie folgt vergeben:
45 Punkte für die schriftliche Abschlussarbeit über das Projekt/Fallbeispiel
25 Punkte für die Mitarbeit, dies beinhaltet u.a. Impulsstatements zur Literatur
30 Punkte für die Projektpräsentation mit Handout/Power Point/alternative visuelle Darstellung

Erlaubte Hilfsmittel: keine

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Für den erfolgreichen Abschluss der LV sind zumindest 50 von 100 möglichen Punkten zu erreichen.
Notenskala:
>= 87,5 sehr gut (1)
>= 75 gut (2)
>= 62,5 befriedigend (3)
>= 50 genügend (4)
< 50 nicht genügend (5)

Prüfungsstoff

Thema der PL: Abschlussarbeit, in der das Konzept der Intersektionalität an einem Fallbeispiel analysiert und kritisch reflektiert wird, 8-10 Seiten.

Literatur

Binder, B. and S. Hess (2011) ‘Intersektionalität aus der Perspektive der Europäischen Ethnologie’ in S. Hess, N. Langreiter and E. Timm (eds.) Intersektionalität Revisited. Empirische, theoretische und methodische Erkundungen (Bielefeld: Transcript), pp. 1552.

Collins, P. Hill (2000 [1990]) Black feminist thought: Knowledge, consciousness, and the politics of empowerment (New York: Routledge Press).
Crenshaw, K. (1989) ‘Demarginalizing the Intersection of Race and Sex: A Black Feminist Critique of Antidiscrimination Doctrine, Feminist Theory and Antiracist Politics’, The University of Chicago Legal Forum, No. 140, pp. 13967.

Dietze, G. (2012) ‘Intersektionalität im nationalen Strafraum: Race, Gender und Sexualität und die deutsche Nationalmannschaft’, Feministische Studien: Zeitschrift für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung, Vol. 30, Issue 1, pp. 5365.

Erhart, I. (2011) 'Ladies of Besiktas: A dismantling of male hegemony at Inönü Stadium', International Review for the Sociology of Sport, Vol. 48, Issue 1, pp. 8398.

Guitérrez Rodríguez, E. (2011) Intersektionalität oder: Wie nicht über Rassismus sprechen? In S. Hess, N. Langreiter and E. Timm (eds.) Intersektionalität Revisited. Empirische, theoretische und methodische Erkundungen (Bielefeld: Transcript), pp. 77100.

Hall, S. (1999) ‘Ethnizität. Identität und Differenz‘ in J. Engelmann (ed.) Die kleinen Unterschiede. Der Cultural Studies-Reader (Frankfurt am Main/New York: Campus), pp. 8398.

Hess, S.; N. Langreiter and E. Timm (eds.) Intersektionalität Revisited. Empirische, theoretische und methodische Erkundungen (Bielefeld: Transcript).
hooks, b. (1998 [1981]) Ain’t I a woman? Black women and feminism (Boston: South End Press).

Kallenberg, V. and Müller, J. M. (in collaboration with Meyer, J.) (2013) ‘Introduction: Intersectionality as a Critical Perspective for the Humanities’ in V. Kallenberg, J. Meyer and J. M. Müller (eds.) Intersectionality und Kritik. Neue Perspektiven für alte Fragen (Wiesbaden: Springer Fachmedien), pp. 1535.

Navaro-Yashin, Y. (2013)‘Editorial Breaking Memory, Spoiling Memorization: The Taksim Protests in Istanbul’,Fieldsights Hot Spots, Cultural Anthropology Online, 31 October, at: www.culanth.org/fieldsights/391-an-impromptu-uprising-ethnographic-reflections-on-the-gezi-park-protests-in-turkey, (accessed 15 November 2013).

Römhild, R. (2014) ‘Diversität?! Postethnische Perspektiven für eine reflexive Migrationsforschung’ in B. Nieswand and H. Drotbohm (eds.) Kultur, Gesellschaft, Migration. Die reflexive Wende in der Migrationsforschung (Wiesbaden: Springer), pp. 25570.

Said, E. W. (1978) Orientalism (New York: Pantheon).
Scheibelhofer, P. (2011) ‘Intersektionalität, Männlichkeit und Migration Wege zur Analyse eines komplizierten Verhältnisses’ in S. Hess, N. Langreiter and E. Timm (eds.) Intersektionalität Revisited. Empirische, theoretische und methodische Erkundungen (Bielefeld: Transcript), pp. 14972.

Spielhaus, R. (2011) Wer ist hier Muslim? Die Entwicklung eines islamischen Bewusstseins in Deutschland zwischen Selbstidentifikation und Fremdzuschreibung (Würzburg: Ergon).

Sülzle, A. (2011) Fußball, Frauen, Männlichkeiten. Eine ethnographische Studie im Fanblock (Frankfurt: Campus).

Szogs, N. (2016) ’Rivalität verhandeln. Zwischen Europa, Gezi, Galatasaray und Fenerbah?e‘ in B. Frizzoni and M. Trummer (eds.) Erschaffen, Erleben, Erinnern. Beiträge der Europäischen Ethnologie zur Fankulturforschung (Königshausen und Neumann), pp. 7991.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:31